Salzburger Nachrichten

In Paris startet die heiße Phase

Eine Ablehnungs­front um Saudi-Arabien blockiert. Die Verhandlun­gen dauern bis in die frühen Morgenstun­den.

- SN-strick, dpa

Trotz intensiver Verhandlun­gen geht auf der Klimakonfe­renz in Paris derzeit nur wenig voran. Gao Feng, ein Mitglied der chinesisch­en Delegation, zeigte sich dennoch zuversicht­lich, dass ein Klimavertr­ag beschlosse­n wird, „der die Weltgemein­schaft in eine Zukunft mit einer kohlenstof­farmen Wirtschaft führen wird“– das heißt, weg von Kohle, Öl und Gas.

Aus Verhandler­kreisen verlautete, es werde für die EU und die USA womöglich leichter sein, Kompromiss­e mit China und Indien zu finden, als die Ablehnungs­front der Staaten um Saudi-Arabien zu durchbrech­en. Diese wollen vor allem verhindern, dass ihr Geschäft mit Öl und Gas leidet.

Verhandlun­gsleiter und französisc­her Außenminis­ter Laurent Fabius zieht alle diplomatis­chen Register, um eine Einigung der knapp 200 Staaten zu erreichen. Laut UNO-Regeln muss jede Einigung einstimmig sein. Ein einziges Nein kann also das Klimaschut­z-Haus zusammenbr­echen lassen.

Im Wesentlich­en geht es darum, die alte Grenze zwischen Industrien­ationen und Entwicklun­gsländern zu überwinden. Letztgenan­nte sehen sich als Opfer der Treibhaus- gase, die von den Industriel­ändern in der Atmosphäre deponiert worden sind, und fordern daher Unterstütz­ung und Technologi­etransfer. Das ist im Grund auch unbestritt­en. Die Frage ist vielmehr: Wer ist Entwicklun­gsland? Wer ist ein reiches Land? Nach der alten UNO-Nomenklatu­r müsste das verarmte Griechenla­nd Geld an das Ölscheicht­um Katar zahlen, das seine Milliar- den mit dem Verkauf des Klimakille­rs Erdöl verdient.

Möglicherw­eise wird es notwendig sein, die Verhandlun­gen bis Samstag zu verlängern. Aus der EUDelegati­on hieß es: „Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns.“Ein Knackpunkt ist auch, wann und wie die Klimaziele der Länder verschärft werden sollen. Denn nur so lässt sich aus Sicht der Wissenscha­ft die Erderwärmu­ng auf unter zwei Grad begrenzen.

Die EU möchte, dass die Ziele bereits von 2018 oder 2019 an alle fünf Jahre überprüft und anschließe­nd, etwa ab 2021, nachgebess­ert werden. Darauf aber will sich China nicht einlassen. Auch die USA können sich eine rechtlich überprüfba­re Verpflicht­ung nicht vorstellen. Sie würde in dem von den Republikan­ern beherrscht­en US-Kongress scheitern. UNO-Generalsek­retär Ban Ki Moon traf sich inzwischen auf dem Konferenzg­elände mit Vertretern zahlreiche­r Klimaschut­zorganisat­ionen. Sie überreicht­en 6,2 Millionen Unterschri­ften von Menschen, die einen ehrgeizige­n Vertrag fordern. Nun werde sich entscheide­n, ob die Regierungs­chefs bereit seien, den großen Ankündigun­gen vor dem Gipfel die notwendige­n Schritte folgen zu lassen, sagte der Geschäftsf­ührer der Organisati­on Germanwatc­h, Christoph Bals. Klima- und Umweltschü­tzer versuchen, mit Aktionen Druck zu erzeugen. Ein Netzwerk verschiede­ner Organisati­onen rief für Samstag zu einer Demonstrat­ion am Eiffelturm auf.

Nach Frankreich­s Planung sollen die Verhandlun­gspartner aber schon heute, Freitag, eine Einigung annehmen, die die Welt endlich auf Klimaschut­zkurs bringt.

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