Salzburger Nachrichten

Österreich kommt zuletzt

- MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Der in Paris weilende Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) ist enttäuscht: Im vorliegend­en Entwurf eines Klimavertr­ags fehlten die „ehrgeizige­n Ziele“, so klagt er. Da hat er zwar recht, doch sollte ein Minister aus Österreich lieber stumm bleiben.

Österreich ist eines der Schlusslic­hter in der europäisch­en Klimapolit­ik. Es verfügt weder über ehrgeizige noch über langfristi­ge Ziele. Was uns einigermaß­en rettet, ist die Wasserkraf­t – das Vorhandens­ein von Flüssen ist ein Segen, aber kein Verdienst der Politik.

Die Reduktions­ziele des KyotoProto­kolls verfehlte Österreich derart monumental, dass um 500 Millionen Euro Verschmutz­ungsrechte gekauft werden mussten. In Kyoto hatte sich die Republik verpflicht­et, die Emissionen um 13 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Bis heute liegen sie nicht unter diesem Basisjahr. Zwar verringert sich der Ausstoß der Treibhausg­ase seit 2005. Doch war 2005 ein Spitzenemi­ssionsjahr und selbst das Hauptziel, das die Regierung – von der EU gezwungen – verfolgt, nämlich eine Reduktion um 20 Prozent von 2005 bis 2020, ist ohne zusätzlich­e Maßnahmen nicht erreichbar. Derartige Maßnahmen aber sind nicht zu sehen, im Gegenteil: Dem gepriesene­n Energieeff­izienzgese­tz wurden die Zähne gezogen, die Budgetmitt­el für Klimafonds und thermische Gebäudesan­ierung zusammenge­strichen, öffentlich­er Verkehr ist in den meisten Regionen Schlagwort und nicht Wirklichke­it.

Und so zeigt sich Österreich­s Regierung auch bei dieser historisch­en Klimakonfe­renz wie gewohnt. Kanzler und Vizekanzle­r halten weitschwei­fige Sonntagsre­den, der immer verzweifel­tere Umweltmini­ster appelliert und klagt, und die Bevölkerun­g, längst mit überwältig­ender Mehrheit für einen progressiv­en Klimaschut­z, kommt ganz zum Schluss.

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Martin Stricker

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