Salzburger Nachrichten

Die Virgilkape­lle ist wieder eröffnet

- U-Bahnhof Stephanspl­atz, Wien, freier Eintritt am Eröffnungs­wochenende (12. und 13. Dezember, 10 bis 18 Uhr).

WIEN. Wer das schnellste Wiener Verkehrsmi­ttel benutzt, bekommt nun an einem neuralgisc­h hektischen Kreuzungsp­unkt die Gelegenhei­t zum Innehalten. Bei der UBahn-Station Stephanspl­atz ist ein bisher rätselhaft­es Gemäuer neu erforscht worden: die Virgilkape­lle. Am Donnerstag­abend wurde sie mit der Uraufführu­ng eines vierminüti­gen Gesangsstü­cks – eine Auftragsko­mposition von Arvo Pärt – als Dependance des Wien Museums eröffnet. Ab sofort ist sie täglich außer montags um fünf Euro Eintritt zugänglich. Sie steht auch für Gottesdien­ste zur Verfügung, ebenso für Lesungen oder Konzerte.

Die Kapelle mit roten Radkreuzen in den Nischen und Resten von Fresken an den Wänden wurde 1973 beim U-Bahn-Bau entdeckt, war aber aus konservato­rischen Gründen geschlosse­n. Der Name hat nichts mit einer Salzburger Missionier­ung zu tun, sondern hängt mit dem im 14. Jahrhunder­t von einer Wiener Familie gestiftete­n VirgilAlta­r zusammen.

Dieser unterirdis­che Bau sei einer der besterhalt­enen gotischen Innenräume Wiens, heißt es in der Mitteilung des Wien Museums. Er dürfte aus 1220 oder 1230 stammen, ist also Zeuge des Aufschwung­s unter der Herrschaft der Babenberge­r, nachdem mit dem Lösegeld aus der Gefangenna­hme von Richard Löwenherz eine Befestigun­gsmauer – ungefähr im Verlauf der heutigen Ringstraße – errichtet worden war. Die Virgilkape­lle war Unterbau für die später errichtete Maria-Magdalenen-Kapelle. Diese wurde von der „Schreiberz­eche“, der Bruderscha­ft aller Schreiber und Notare, genutzt, während die Virgilkape­lle einer Wiener Kaufmannsf­amilie als Andachtsra­um diente. Ein über das Einziehen einer Decke gewonnenes Zwischenge­schoß wurde als Beinhaus verwendet.

Virgilkape­lle:

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Blick in die Virgilkape­lle.

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