Weniger Ja-Sager, dafür mehr Silicon Valley
Die VW-Spitze kündigt eine grundlegende Neuausrichtung des Konzerns an.
Im September hatte Volkswagen zugegeben, in Millionen Dieselmotoren eine manipulierte Software eingesetzt zu haben. Fast drei Monate später stand die VW-Spitze nun erstmals öffentlich Rede und Antwort. Das Management bekräftigte, schonungslos aufzuklären und mit einer Neuausrichtung des Konzerns künftig Skandale zu verhindern. „Wir werden es nicht zulassen, dass uns diese Krise lähmt. Wir nutzen sie als Katalysator für den Wandel, den Volkswagen braucht“, sagte Vorstandschef Matthias Müller am Donnerstag in Wolfsburg. Strukturen und Denkweise sollten verändert werden. Das Topmanagement werde VW künftig weniger zentralistisch führen. „Wir brauchen keine Ja-Sager, wir brauchen ein Stück mehr Silicon Valley“, so skizzierte Müller den Kulturwandel. Auch der Airbus der konzerneigenen Flugzeugflotte werde verkauft.
Zum Abgasskandal selbst wurde wenig Neues verraten, dafür die Botschaft verbreitet: VW bekommt das Problem in den Griff. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bekräftigte, dass eine „überschaubare Gruppe“für die Manipulationen verantwortlich sei. Der Ursprung liege bereits im Jahr 2005. Drei Fak- toren seien zusammengekommen: Neben individuellem Fehlverhalten habe es „Schwachstellen in Prozessen“und eine Haltung im Unternehmen gegeben, „Regelverstöße zu tolerieren“. Letzteres sei „am schwierigsten zu akzeptieren“. 450 Spezialisten seien derzeit mit der Aufarbeitung beschäftigt, Datenmaterial im Volumen von 50 Millionen Büchern sei gesichert. Bis zur Hauptversammlung im April will man einen vollständigen Überblick über die Ergebnisse liefern. „Die Krisenfolgen werden vermutlich beträchtlich sein“, meinte Pötsch. VW hat 6,7 Mrd. Euro zurückgelegt. Welche Summe benötigt wird, ist offen. Völlig unklar ist etwa, was die Rechtsstreitigkeiten in den USA kosten werden.