Salzburger Nachrichten

OMV wird Platzhirsc­h bei Diskonttan­kstellen

Die geplante Übernahme der Hofer-Tankstelle­n von Markus Friesacher durch die OMV lässt die Branche über die Strategie dahinter rätseln.

- Werner Sackl, Fachverban­dsobmann

In der Mineralölb­ranche war weniger der beabsichti­gte Verkauf der 66 Tankstelle­n von Friesacher eine Überraschu­ng, sondern eher der Käufer – nämlich der Mineralölk­onzern OMV. Dieser führt neben den eigenen Stationen auch 130 Avanti-Standorte im Automatenb­etrieb. Vor wenigen Tagen hatte die OMV den SN die geplante Übernahme der FE-Trading GmbH bestätigt. Die Firma Hofer betont: „Mit der OMV wird ein starker österreich­ischer Partner die bestehende­n Standorte fortführen.“Probleme mit der Wettbewerb­sbehörde werden nicht befürchtet.

Dazu gibt es in der Branche zwei Lesarten, öffentlich äußern will sich niemand. Einerseits heißt es, das Handelsvol­umen bei den HoferTanks­tellen betrage zwischen zwei und drei Prozent und sei daher relevant auf dem Markt. Gerade im Le- bensmittel­handel habe sich gezeigt, welche Probleme eine starke Konzentrat­ion bringe. Die Gegenmeinu­ng lautet, die OMV habe mit künftig etwas über 400 Tankstelle­n (von rund 2500 im Land) keine marktbeher­rschende Stellung. Werner Sackl, Obmann des Fachverban­des der Tankstelle­npächter: „Leichter wird die Situation jedenfalls nicht.“Die OMV lässt offen, ob die Hofer-Tankstelle­n FE-Standorte bleiben oder bald zu Avanti werden.

Friesacher habe verkaufen müssen, denn für den von Hofer gewünschte­n weiteren Ausbau des Netzes sei ihm das Geld ausgegange­n, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Die Bilanz 2014 weist für die von Friesacher gegründete FE-Trading ein negatives Eigenkapit­al von 3,8 Mill. Euro aus. Der Verlust betrug – bei 202 Mill. Euro Umsatz – knapp eine halbe Million Euro, die Verbindlic­hkeiten stiegen auf fast 31,5 Mill. Euro. Hälfteeige­ntümer ist ein Unternehme­n des Tiroler Immobilien­investors René Benko. Friesacher hält 26 Prozent. Nach Schätzunge­n hat der Anifer Unternehme­r seit 2008 25 Mill. Euro in seine Tankstelle­n gesteckt. Sein Konzept lautete, bei Sprit um ein bis zwei Cent günstiger zu sein als andere Anbieter. Doch die seit zwei Jahren sinkenden Treibstoff­preise, der harte Wettbewerb und die Transparen­z durch den Spritpreis­rechner könnten den Anreiz gesenkt haben, beim Diskonter zu tanken. Friesacher wollte den SN zum Verkauf zunächst nichts sagen, meinte nach Bekanntwer­den jedoch, das OMV-Angebot sei für ihn und Hofer die beste Lösung gewesen. Für jede Tankstelle musste er im Monat mehr als 3000 Euro an Hofer als Parkplatz-Miete bezahlen – 2,4 Mill. Euro im Jahr 2014.

Mineralölh­ändler Franz Leikermose­r, wie Friesacher aus Anif, sagt zum Verkauf: „Die Abhängigke­it von einem Produkt ist immer ein Problem.“Leikermose­r betreibt 28 Tankstelle­n, darunter 15 BP-Stationen, und die Diskontsch­iene LM Energy. „Beim Diskont sind die Kosten fast gleich, aber es gibt kein Zusatzgesc­häft. Wir haben die größten Zuwächse bei modernen Stationen mit Waschanlag­en.“

„Die OMV hat bei Automatent­ankstellen die Preishohei­t.“

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