Ein erster Schritt ist getan
Der UNO-Gipfel hat ein Alarmsignal an die Märkte geschickt. Investments in fossile Energien sind riskanter denn je.
Bis zuletzt war nicht sicher, ob es diesmal gelingen würde. Der viel gelobte Verhandlungsleiter und französische Außenminister Laurent Fabius hatte noch an die Klimapolitiker und Delegierten von fast 200 Staaten appelliert: „Unsere Kinder würden uns nicht verstehen. Und sie würden uns nicht vergeben.“Das war ein Moment der Wahrheit. Schon möglich, dass er mitgeholfen hat, das Pariser Abkommen auf den Weg zu schicken. Zumindest ist es eine schöne Vorstellung. Wohl noch nie ist so lang und so hart an einer internationalen Einigung gearbeitet worden. Wohl noch nie auch war eine Einigung so wichtig.
Natürlich hätte mehr geschehen können. Natürlich wurde es ein Kompromiss. Das liegt nicht in der Natur der Sache, aber in der Natur der Regierenden. Zu groß waren die Egoismen, zu wichtig das Ringen um (Welt-)Macht. Doch der Kompromiss ist gut. Er gilt zu Recht als historisch. Die Gefahren, die der Treibhauseffekt mit sich bringt, werden nicht mehr beiseitegeschoben. Die wissenschaftlichen Grundlagen werden nicht mehr angezweifelt. Besiegelt wurde, dass die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit bleiben muss.
Genau hier wirkt der Hebel. Um dieses Ziel zu erreichen und die Erde den Kindern einigermaßen so zu überlassen, wie wir sie kennen, müssen zwei Drittel aller Reserven an Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben. Bis spätestens 2050 muss die Wende sehr, sehr deutlich in Gang geraten sein. Doch die Regierungen wagen noch nicht, sie allein in Angriff zu nehmen. Ihre Versprechen, Emissionen zu senken, reichen nicht aus. Aber, und das war in vielen Reden in Paris zu hören, sie setzen auf die Kraft des Geldes und die Verstärkung eines Trends:
Einst todsichere Anlagen in Kohle, Öl und Gas werden sich langfristig nicht mehr rechnen. Fossile Energien haben keine Aussichten. Investoren und Märkte müssen reagieren und ihre Mittel umschichten. Kohle, Öl und Gas werden zum finanziellen Risiko. Wer soll über Jahre hinweg Milliarden Euro in eine Branche stecken, die nur noch einen kleinen Teil ihrer Rohstoffe nutzen kann, wenn sie ihre Verantwortung wahrnimmt? Das gilt auch für andere Sektoren der fossilen Ära, etwa für die Autoindustrie. Auch sie kann nicht mehr tun, als wäre nichts geschehen. In nur 35 Jahren muss Mobilität anders aussehen als jetzt. Wer heute 20 Jahre alt ist, wird in seiner Pension keinen Sprit mehr tanken. Die Technologien sind bereit. Ausreden kann es nicht mehr geben. Und Jammern gefährdet die Zukunft.