Kein Erfolg für Le Pen
Umschwung bei Regionalwahl in Frankreich: Front National gewinnt nicht eine Region.
PARIS. In der zweiten Runde der französischen Regionalwahlen hat die rechtspopulistische Front Nationale (FN) am Sonntag ihren sensationellen Erfolg von vor einer Woche höchstwahrscheinlich weder behaupten noch ausbauen können. Nach ersten Hochrechnungen, die nach Schließung der Wahllokale um 20 Uhr im Fernsehen veröffentlicht wurden, errang die europaund ausländerfeindliche Nationalistenpartei in keiner der 13 Regionen die Mehrheit der Stimmen, um dort die politischen Geschäfte zu übernehmen. In fünf Regionen ging die Mehrheit an die rechtsbürgerlichen Les Républicains (LR) des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy, in fünf anderen an die in Paris regierenden Sozialisten. Aus den übrigen Regionen lagen bei Redaktionsschluss noch keine Hochrechnungen vor. Die Wahlbeteiligung lag bei 59 Prozent und war damit deutlich höher als vor einer Woche (50,01).
Im ersten Durchgang vor einer Woche hatte die Nationale Front mit einem Stimmenanteil von 28 Prozent landesweit am besten abgeschnitten. Die rechtsbürgerlichen Republikaner hatten 27,08 Prozent und die Sozialisten 23,48 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. In sechs von zwölf Regionen waren die Nationalisten vor Republikanern und Sozialisten auf dem ersten Platz gelandet.
Aufsehen erregend waren die FN-Erfolge in der Region Nord-Pasde-Calais, wo die von Parteichefin Marine Le Pen geführte Liste mit 40,64 Prozent dem Sieg zum Greifen nahe gekommen schien, sowie in der Region Provence-Alpes-Côted’Azur (PACA), wo die Liste ihrer Nichte Marion Maréchal-Le Pen 40,55 Prozent erreichte. Die Republikaner hatten nur in vier Regionen die Spitzenposition inne, die Sozialisten nur in zweien. Während im ersten Durchgang keine der Listen die für einen Sieg erforderliche absolute Mehrheit erreichte, gewannen in der zweiten Runde die Listen, die die meisten Stimme erhielten.
Der spektakuläre Umschwung wurde in ersten Kommentaren als Folge der gestiegenen Wahlbeteiligung erklärt. Viele Nichtwähler vom vergangenen Sonntag hatten sich diesmal angesichts des drohenden FN-Erfolgs zur Stimmabgabe für Republikaner und Sozialisten entschieden. Als weiterer Grund wurde der Rückzug der PS-Listen in Nord-Pas-de-Calais und PACA zugunsten der Republikaner genannt, um den FN zu stoppen.