Das Universum der Fans
Die siebte „Star Wars“-Episode erobert bald die Leinwände. Der Fankult rund um das Weltraumepos ist groß. Dabei zeigen die Fans ihre Leidenschaft auf ganz unterschiedliche Weise.
Verkleidet als dunkler Lord trägt er einen schwarzen Umhang, eine rote Metallmaske und natürlich auch ein Lichtschwert: Darth Revan ist sein Lieblingscharakter, bekannt aus den „Star Wars“-Computerspielen. „Er vereint Gut und Böse in sich auf eine sehr bemerkenswerte Art“, sagt Timo Röske, der als Dreijähriger zum ersten Mal in die Welt von „Star Wars“abgetaucht ist.
Seit Jahren trifft er sich mit weiteren Anhängern der Saga zum „Star Wars“-Dinner in Hamburg, einem Abendessen für Fans. Viele der Teilnehmer besitzen aufwendige Kostüme, die sie selbst gefertigt haben. „Jeder von uns hat einen Charakter, mit dem er sich sehr gut identifizieren kann – den will man dann so gut wie möglich verkörpern“, sagt der 29-Jährige. Die Herstellung seines Kostüms hat den eingefleischten „Star Wars“-Fan viel Zeit und Geld gekostet. Zweieinhalb Jahre und 1500 Euro investierte Röske in seine Verwandlung zu Darth Revan. „Meinen ersten Umhang hat meine Oma kurz vor ihrem Tod für mich genäht“, erzählt er. Seine Begeisterung für „Star Wars“liegt ihm in den Genen: „Mein Vater und meine Mutter haben gemeinsam die ersten Filme gesehen, die Leidenschaft habe ich einfach vererbt bekommen.“
Damit beschreibt er ein Phänomen, das auch Harald Lange vom Institut für Fankultur in Würzburg kennt: „Beim Fußball ist es üblich, dass Eltern und Kinder die gleiche Mannschaft anfeuern. Auch ‚Star Wars‘ ist generationenübergreifend“, sagt der Fanforscher. Viele, die den ersten Film Ende der 1970er-Jahre gesehen haben, haben nun selbst Kinder. Für viele von ihnen wird mit dem siebten Teil „Das Erwachen der Macht“, der am 17. Dezember in die deutschen Kinos kommt, der Bogen von den alten zu der neuen Episode geschlagen.
„Mit diesem Teil hat ‚Star Wars‘ wohl das mächtigste Publikum und die bisher größte Fan-Community“, sagt Marco Frömter, Sprecher des Offiziellen Star Wars Fan-Clubs Deutschland, in Augsburg. Neben den jüngeren Fans freuten sich besonders die Anhänger der alten Filmtrilogie über die Fortsetzung. „Sie haben eine lange Durststrecke hinter sich“, erklärt Frömter.
Doch was bringt den Fans so viel Hingabe überhaupt? „Stabilität, Gemeinschaft und Rückzugsmöglichkeiten in andere Welten“, beschreibt Matthias Völcker, Erziehungswissenschafter an der Universität Göttingen, die Wirkung des
„Im ‚Star Wars‘-Universum erfahren und erleben die Fans Stabilität.“
Fankults. Er hat im Zuge seiner Forschung zur Innenwelt der „Star Wars“-Fankultur zahlreiche Interviews mit Anhängern der „Krieg der Sterne“-Saga geführt. „Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Im ‚Star Wars‘-Universum erfahren und erleben die Fans Stabilität, sie entkommen der Realität und können gleichzeitig kreativ sein.“Denn mit Podcasts, Fan-Fiction oder Kostümen finden eingefleischte Fans eigene Möglichkeiten, sich von der Galaxie, die George Lucas erschaffen hat, inspirieren zu lassen.
Auch Timo Röske spricht von Inspiration: So sei seine Wohnungseinrichtung von „Krieg der Sterne“geprägt. Ein Darth-Vader-Helm, zwei „Star Wars“-Schachbrettspiele, Plakate und zahlreiche Figuren von Helden der Saga schmückten sein Zuhause, sagt der 29-Jährige. Und: Bald soll noch eine Todessternlampe dazukommen.