Das Los stellt Koller zufrieden
Österreich trifft bei der EURO im Juni 2016 auf Ungarn, Portugal und Island. Freuen dürfen sich die Fans der Nationalmannschaft – für sie gibt es große Ticket-Kontingente.
Warten, zittern und bangen bis zum Schluss hieß es für die ÖFBDelegation bei der Auslosung der Vorrundengruppen zur FußballEuropameisterschaft am Samstag in Paris. Teamchef Marcel Koller und seine sieben Begleiter hatten Plätze in der ersten Reihe, und sie atmeten alle gemeinsam tief durch, als das Ergebnis feststand: Portugal, Ungarn und Island heißen die Gegner von Österreich in der Gruppe F.
Als letztes Los holte David Trezeguet, Europameister mit Frankreich 2000, Österreich aus der Kugel. Zuvor hatten Koller und seine Mitstreiter den Atem angehalten: nicht Frankreich, nicht England, nicht Deutschland, auch nicht Spanien als Gegner. Schließlich brachte Losfee Trezeguet noch Italien in der Gruppe E mit Belgien, Irland und Österreichs Quali-Gegner Schweden zusammen. Damit stand fest: David Alaba und Co. messen sich mit Cristiano Ronaldos Portugiesen und den Überraschungsteams aus Island und Ungarn.
Marcel Koller zeigte sich zufrieden: „Ich denke, dass schon die eine oder andere Gruppe dabei war, bei der man denkt: ,Schön, dass wir in F sind und nicht in zwei anderen Gruppen.‘“Aber natürlich dürfe nicht schon vorzeitig der Aufstieg ins Achtelfinale bejubelt werden: „Portugal hat mit Ronaldo einen absoluten Weltklassespieler. Und auch die anderen sind nicht so schlecht. Gegen Island haben wir schon gespielt, das ist eine gefährliche Mannschaft. Sie haben Selbstvertrauen, und dass sie das erste Mal bei einer EM sind, wird ihnen zusätzlich Selbstvertrauen geben. Ungarn war seit ewigen Zeiten nicht dabei, das wird ihnen auch zusätzliche Motivation geben.“
Zurückhaltend äußerte sich Teamkapitän Christian Fuchs: „Die Gruppe ist sehr, sehr schwer, weil Ungarn und Island auch gute Mannschaften ausgeschaltet haben. Das wird sicher nicht einfach. Der Satz ,Es hätte schlimmer kommen können‘ ist bei einer EURO fehl am Platz.“
Vor allem Island hat einen bemerkenswerten Aufstieg hinter sich, der mit der erfolgreichen Qualifikation seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Das einstige fußballerische Leichtgewicht hat mit einer Ausbildungsoffensive und dem Bau zahlreicher Fußballhallen das Potenzial seiner nur 20.000 Aktiven optimiert. Zwei Siege über die Niederlande waren die Highlights, dazu schlug das Team von Cheftrainer Lars Lagerbäck Gruppensieger Tschechien daheim. Notiz am Rand: Der Schwede war 2011 einer der Kandidaten für den österreichischen Teamchefposten gewesen.
Ungarn ist mit 136 Duellen der häufigste Länderspielgegner Österreichs, zuletzt allerdings schon 2006. Bei der 1:2-Niederlage spielte vom heutigen Kader nur Zlatko Junuzovic bereits mit. Das deutsche Trainerduo Bernd Storck und Andras Möller übernahm erst im Sommer 2015. Im Play-off gegen Norwegen gelang die erste Teilnahme an einem Großereignis seit 1986.
Ein Stammgast bei Welt- und Europameisterschaften ist hingegen Portugal, Superstar Cristiano Ronaldo und seine Kollegen waren 2004 Vize-Europameister. „Portugal ist natürlich der Topfavorit“, befand Marcel Koller. „Ronaldo kann aus nichts sehr viel machen. Aber wir können auch nicht drei Spieler abstellen für Ronaldo.“
Sein portugiesischer Kontrahent Fernando Santos zeigte Respekt: „Obwohl Österreich zuletzt bei großen Turnieren gefehlt hat, haben sie sich sehr gut entwickelt und haben großartige Spieler wie David Alaba, Christian Fuchs oder Marko Arnautovic. Wir werden gegen sie vorsichtig sein müssen.“
Auf die Portugiesen trifft Öster- reich erst im zweiten EM-Spiel am 18. Juni in Paris. Weil das Nationalteam den Auftakt gegen Ungarn (14. Juni, 18 Uhr in Bordeaux) als einer der letzten Teilnehmer bestreitet, wird auch eine spätere Anreise überlegt. Ursprünglich war geplant, einen Tag nach dem letzten Testspiel nach Frankreich zu reisen und am 5. Juni das EM-Quartier bei Mallemort in der Provence zu beziehen. Neun Tage bis zum ersten Match wären aber doch zu viel des Guten. „Später wegfahren könnte ein Thema sein, das werden wir diskutieren“, erklärte Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Keine Überlegung ist, zwischen den Spielen gegen Portugal und Island (22. Juni in St. Denis) gleich in Paris zu bleiben. Der Flug zurück ins Teamcamp dauert nur 50 Minuten, „das ist ja keine Weltreise“, erklärte Koller. Schon bald soll auch das Testspielprogramm feststehen. Einer der vier Gegner wird ein anderer Endrundenteilnehmer sein.
Ihre Reisepläne können jetzt auch die österreichischen Fans in Angriff nehmen. Jeweils 20 Prozent des Kartenkontingents in einem Stadion sind für sie reserviert, das bedeutet beispielsweise gegen Island allein 16.000 Tickets für Rot-Weiß-Rot. Der Verkauf beginnt heute, Montag (12 Uhr), via UEFA-Homepage.
„Das wird sicher nicht einfach.“