Bescherung im hohen Norden
Frühe Weichenstellung im Gesamtweltcup? Mikaela Shiffrin fällt verletzt länger aus. Gleichzeitig überrascht Lindsey Vonn im Riesentorlauf von Åre, ebenso eine Slowakin im Slalom.
ÅRE. Ein altbekanntes und ein völlig neues Siegergesicht hat das Skiweltcup-Wochenende in Åre gebracht. Sowohl Lindsey Vonns Erfolg im Riesentorlauf als auch jener von Petra Vlhova im Slalom überraschten (sich selbst). Eva-Maria Brem als „Riesen“-Zweite und Michaela Kirchgasser als Slalom-Vierte hielten Österreichs Fahnen hoch. Den meisten Gesprächsstoff in Mittelschweden lieferte aber US-Jungstar Mikaela Shiffrin, die sich beim Einfahren für den Slalom verletzte und länger auszufallen droht.
Laut erster Diagnose zog sich Shiffrin eine Innenbandverletzung und eine Knochenprellung im Knie zu. Zur genaueren Untersuchung und Rehabilitation flog die 20-Jährige in die USA zurück. „Ich hoffe, dass es nichts Schlimmeres ist“, sagte Shiffrin, der zumindest mehrere Wochen Pause drohen. Shiffrin nahm ihre Verletzung aber mit Humor. Sie postete auf Twitter, dass sie einen neu gefundenen Respekt für Leute fühle, die beim Duschen nur ein Bein belasten können. „Willkommen in meiner Welt“, antwortete ihr Anna Fenninger, die wegen multipler Bänderrisse im Knie bekanntlich die ganze Saison verpasst. „Wir werden stärker zurückkommen, verliere deinen Humor nicht“, meinte die Salzburgerin aufmunternd.
Das Rennen um den Gesamtweltcup könnte nun jedenfalls zum Solo für Lindsey Vonn werden. „Es ist schade, denn es wäre eine super Sache gewesen mit der Lindsey“, sagte Shiffrins Manager Kilian Albrecht. Vonn, die nach dem Speed-Triple in Lake Louise mit ihrem ersten Riesentorlaufsieg seit fast drei Jahren überraschte, will naturgemäß dennoch nichts von einem Solo Richtung große Kugel wissen: „Es kommen noch viele Kombinationen und Slaloms. Ich hoffe, dass Mikaela bald zurückkommt.“Über ihr eigenes Comeback zeigte sie sich selbst erstaunt. „Ich bin sehr dankbar, nach den Verletzungen zurück zu sein. In dieser Form ist aber mehr, als ich geträumt habe.“
Sieben Hundertstelsekunden war Vonn am Samstag schneller als Eva-Maria Brem. Für die Zweite von Aspen war es der neunte Podestrang ihrer Karriere, auf den zweiten Sieg wartet sie noch. „Zwei Mal Zweite tut ein wenig weh. Ich will wieder einmal gewinnen, ohne es aber erzwingen zu wollen. Aber ich habe alles riskiert und brauche mich nicht zu verstecken“, erklärte die wieder sehr starke Tirolerin. Schon am Sonntag in Courchevel und am 28. Dezember in Lienz bekommt Brem die nächste Chance auf einen Sieg.
Im Slalom am Sonntag durfte Petra Vlhova („Dass es so aufgeht, ist überraschend“) über ihren ersten Weltcupsieg jubeln. Die 20-jährige Slowakin, Junioren-Weltmeisterin 2014, hatte bis dahin einen siebten Platz als bestes Ergebnis zu Buche stehen.
Michaela Kirchgasser bewies mit Platz vier weiter aufsteigende Form, war als Halbzeitdritte mit dem zweiten Lauf dennoch nicht ganz zufrieden. „Aber der Speed ist da. Das Gute ist, dass ich weiß, dass noch Potenzial nach oben ist“, sagt Kirchgasser. Ihre junge Salzburger Kollegin Julia Grünwald fuhr als 27. zum zweiten Mal in Folge in die Weltcup-Punkteränge.