Krabbelgruppen: Rappelvoll oder nicht ausgelastet?
Wie groß ist in der Stadt Salzburg der Bedarf an neuen Krabbelplätzen? Riesig, sagen ÖVP und Neos. Die SPÖ bezweifelt lange Wartelisten.
SALZBURG-STADT. In der Stadt Salzburg ist dieses Szenario keine Seltenheit: Aus Sorge, keinen Betreuungsplatz zu bekommen, melden Eltern ihre Kinder schon vor deren Geburt in einer Krabbelgruppe an. Tatsächlich steigt der Bedarf für die Kinder bis zu drei Jahren von Jahr zu Jahr.
Das bestätigt Helmuth Schütz, der Sprecher der Plattform privater Kinderbetreuungsträger. Weil der wirtschaftliche Druck auf die „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist, in der Stadt einen Krabbelgruppenplatz zu bekommen, bei dem für die Eltern auch die Lage passt. Es ist nicht zumutbar, dass Eltern ihr Kind täglich durch die halbe Stadt chauffieren.“
: „Der Bedarf nach Krabbelgruppenplätzen ist bei Weitem nicht gedeckt. Wie soll man Wahlfreiheit leben, wenn es sie gar nicht gibt?“ Familien zunehme und beide Elternteile arbeiten müssten, würden in den Krabbelgruppen vor allem immer jüngere Kinder angemeldet. Die Wartelisten seien aber nicht mehr so lang wie vor zehn Jahren. Schwierig werde es für Eltern, die mit der Anmeldung spät dran seien.
Sie bekomme jedenfalls ständig Anrufe von Eltern, die verzweifelt auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihr Kind seien, betont Gemeinderätin Marlene Wörndl (ÖVP): „Bis man an die Reihe kommt, ist das Kind im Kindergartenalter.“Besonders prekär sei die Lage für Eltern, die für ihr Kind keinen Ganztagesplatz bräuchten. Viele Einrichtungen führten nicht einmal mehr eine Warteliste.
Wie schaut es nun tatsächlich mit dem Angebot aus? Soeben ließ das zuständige Amt im Magistrat den Bedarf für die kommenden drei Jahre in den privaten Tagesbetreuungseinrichtungen feststellen. Heute, Montag, stimmt der Stadtsenat darüber ab. Die Bescheide sind die Voraussetzung, damit das Fördergeld von Stadt und Land fließt. Die aktuellen Bescheide laufen mit Jahresende aus.
Für die neue Periode haben die privaten Träger von Krabbelgruppen um 50 zusätzliche Plätze angesucht. Damit stünden ins- gesamt 1142 Plätze zur Verfügung. Hingegen haben sie für alterserweiterte Gruppen (0 bis 14 Jahre) um acht Plätze weniger und in den Privatkindergärten um 27 Plätze weniger beantragt. Die Tageselternorganisationen haben keine Erhöhung beantragt.
Der Amtsbericht bilde keineswegs die Realität ab, kritisiert Neos-Gemeinderat Sebastian Huber. Das zeigten Recherchen der Neos in 33 der 48 privaten Einrichtungen. Tatsächlich sei der Mehrbedarf in den Krabbelgruppen vier Mal so groß, es fehlten also 200 Plätze.
Ein Viertel der kontaktierten Einrichtungen habe den Mehrbedarf nicht gemeldet, weil der Platz fehle oder eine bauliche Erweiterung nicht möglich sei. Zehn Prozent gaben an, der Mehrbedarf sei nicht Teil der Erhebung gewesen. Einige Träger führten an, der Ausbau sei abgelehnt worden (dafür ist allerdings das Land zuständig).
Ein falsches Bild entstehe auch bei den alterserweiterten Gruppen, meint Huber. Die Stadt bewillige derzeit keine neuen Gruppen, weil Plätze in den öffentlichen Kindergärten frei seien. Die privaten Gruppen würden aber stark nachgefragt, weil das pädagogische Konzept die Eltern überzeuge und die Kinder bis zum Schuleintritt in einer Einrichtung bleiben könnten.
Derzeit verfehle die Stadt klar das Barcelona-Ziel. Diese EU-Vorgabe sieht vor, dass für mindestens 33 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze vorhanden sein müssen. Tatsächlich stehen in Salzburg Plätze für 28 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe zur Verfügung.
Realistischer sei jedoch die Gruppe der Ein- bis Dreijährigen, sagt Vizebgm. Anja Hagenauer (SPÖ). Hier betrage die Angebotsquote 44 Prozent. Die Stadt genehmige stets alle Ansuchen um zusätzliche Krabbelplätze. „Wir hatten heuer mehr Fördergeld im Budget, als in Anspruch genommen wurde.“Es sei nicht sinnvoll, bei dem Überangebot für die Drei- bis Sechsjährigen alterserweiterte Gruppen zu schaffen.
„Tatsächlich fehlen 200 Plätze in Krabbelstuben.“