Zauberkisterl statt Playstation
Mehr als 80 Kinder aus Salzburg rührten am Sonntag im Rahmen des Winterfests im Volksgarten mit zwei ausverkauften Vorstellungen ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen.
SALZBURG. Das Gedränge vor dem Zirkuszelt im Salzburger Volksgarten ließ darauf schließen, dass hier gleich große Dinge vor sich gehen. Dabei waren die Hauptdarsteller, die am Sonntag zwei restlos ausverkaufte Vorstellungen gaben, eher klein.
Auch das Gedränge hinter der Bühne stand jenem der Besucher keineswegs nach. Hier durfte sich jeder als Zirkuskünstler fühlen, dem es gelang, mehr als drei Schritte zu gehen, ohne dass er von verkleideten Fröschen, Elfen und anderen Fabelwesen abgedrängt wurde. Die vielen kleinen Menschlein regten allein schon mit ihren Kostümen die Phantasie an. Kein Wunder: Ihr Stück hieß auch „Phantasia“. „Die Jüngsten sind vier Jahre alt“, erzählt Evelyn Daxner, die seit dem Tod ihres Ehemanns Georg die Geschicke des Winterfests leitet. Für ihn wäre beim Anblick all dieser kleinen Artisten und Tänzer wohl ein Traum in Erfüllung gegangen, fährt sie fort. „Genau darauf hat er ja hingearbeitet – dass es in Österreich endlich eine Bewusstseinsbildung und das Angebot für die Ausbildung zum Zirkuskünstler gibt.“
Dieses Projekt darf nach diesen Vorstellungen durchaus als gelungen bezeichnet werden. Die Besucher waren begeistert – die stolzen Artisten sowieso.
Erarbeitet wurde „Phantasia“übrigens vom Verein MOTA. Die Abkürzung steht für „Motorik – Tanz – Artistik“. Dieser Verein ist eine der Blüten des Projekts von Georg und Evelyn Daxner, das mit dem Zirkus der Volksschule Anthering („Circus Anthelli“) begann und mit dem Verein „Zirkusschulen in Österreich“eine Art juristisches Dach über dem Kopf erhielt. Dabei sind die 80 Kinder vom Verein MOTA auch nur eine Auswahl. Insgesamt sind bereits 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter der Federführung von Bruni, Beme und Heidi Neumayr ganzjährig für die Workshops angemeldet. Kaum jemand der Besucher hatte eine Ahnung davon, welch zauberhafte akrobatische Bildwelten von diesen enthusiastischen Artisten geboten würden. Der bunte Reigen gipfelte zum Schluss noch in einer sensationellen und fast zu Tränen rührenden Vertikaltuchnummer. „,Phantasia‘ ist die aufwendigste Produktion des diesjährigen Winterfests“, verrät Evelyn Daxner. Die ständigen Wechsel der Bühnenbilder und die Organisation der Auftritte aller Kinder seien eine enorme logistische Leistung. Die größte Leistung des Vereins wurde aber ohne großes Tamtam ganz ohne Zweifel in den vergangenen Jahren erbracht. Denn während sich manche fragten, wie viel man trainieren musste, um diese Kunststücke zu erlernen, sagten sich andere: Von diesen Kindern, die für ihre Kunst ohne Murren öfter mal ihre Playstation links liegen lassen, könnten auch Erwachsene viel lernen.
„Das war die aufwendigste Produktion dieser Saison.“