Salzburger Nachrichten

Kritischer Journalism­us ist nicht wirklich erwünscht

- Andreas Koller

Von zwei bemerkensw­erten Fällen, die Medien betreffend, ist zu berichten. Fall eins: Das Onlinemedi­um Dossier.at recherchie­rte über Missstände in einer burgenländ­ischen Flüchtling­sunterkunf­t – und wurde daraufhin gerichtlic­h verurteilt, weil durch die Recherche die Eigentumsf­reiheit des Quartierge­bers verletzt worden sei. Fall zwei: Eine „Falter“-Redakteuri­n traf sich mit einer in Traiskirch­en gelandeten syrischen Flüchtling­sfamilie – und wurde Gegenstand einer parlamenta­rischen Anfrage an die Innenminis­terin. Die FPÖ begehrte zu wissen, ob die Journalist­in bereits (von der Polizei?) befragt worden sei, wie sie zu den Kontaktdat­en der syrischen Familie kam.

Fall eins, das Gerichtsur­teil, könnte negative Folgen für den recherchie­renden Journalism­us und somit für die Sauberkeit im Lande nach sich ziehen. Fall zwei, die blaue Parlaments­anfrage, zeigt, dass diese präsumtive Regierungs­partei nicht weiß, wie man Medienfrei­heit buchstabie­rt.

Die Innenminis­terin hat die Anfrage übrigens mit einem glatten „Nein“abgeschmet­tert. Das gereicht ihr zur Ehre, ist aber ein schwacher Trost.

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