Die Koalition von Hulesch & Quenzel
Ein geheimnisvolles Londoner Institut lenkt die österreichische Regierungspolitik.
Warum ist unsere Regierung so, wie sie ist? Heimitisten wissen die Antwort: Die Schuld liegt bei Hulesch & Quenzel.
Zur Erklärung: Heimitisten sind bedingungslose Anhänger des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer. Und dieser hat definiert, dass das Leben eine endlose Summierung von uns in Wut bringenden Detail-Peinigungen darstellt. (Pein, Wut – man merkt schon, das muss mit der Großen Koalition zu tun haben.) Als Urheber dieser lebenslangen Kette von Ungemach hat Doderer besagte Firma Hulesch & Quenzel enttarnt.
In drei Abteilungen produziert dieses in London ansässige, aber weltweit agierende Geheim-Institut in nimmermüder Bösartigkeit all jene sinnlosen Dinge, die uns das Leben verleiden: Hühneraugen. In den Hals schneidende Kragenknöpfe. Hustenanfälle an den Pianostellen von Konzerten. Pneumatische Untertassen, die für einige Sekunden an der Teetasse haften, um dann mit lautem Klirren zu Boden zu fallen. Wutanfall garantiert.
Neben diesen schnöden alltäglichen Peinigungen produziert Hulesch & Quenzel auch „Katastrophen unvorstellbaren Ausmaßes“, berichtet Doderer, womit wir nun endgültig bei der Regierung angelangt sind. Zwei Parteien, die nichts, aber auch schon gar nichts verbindet, zu einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit zusammenzuspannen darf mit Fug und Recht als Meisterstück der Techniker von Hulesch & Quenzel angesehen werden.
Die Genialität des Konzepts beruht auf einer Doppelstrategie. Die Regierung peinigt nicht nur die Bevölkerung durch bürokratische Teufeleien, hirnrissige Gesetze und fiskalische Folterungen. Nein, die beiden Komponenten der Großen Koalition stellen auch füreinander die allergrößte Pein dar. Wenn zum Beispiel die SPÖ der ÖVP (oder war es umgekehrt?) am Wochenende attestierte, „nichts außer blöd re- den“zu können, zeigt das das Ausmaß des Ingrimms, der hier erzeugt wird.
In liebevoller Detailarbeit (man denke nur an die allwöchentlichen Verbal-Rempeleien zwischen Kanzler und Vizekanzler) und mit Sinn für bitterbösen Sarkasmus (Zaun-mitund-ohne-Loch-Debatte!) hat Hulesch & Quenzel hier einen unerschöpflichen Quell ewiger gegenseitiger Pein geschaffen.
Dem Vernehmen nach wälzt das Institut nun sogar Pläne für eine gemeinsame rot-schwarze Präsidentschaftskandidatur. Man kann der grenzenlosen Bosheit, die hinter dieser Absicht steckt, die Anerkennung nicht versagen. Ganz offensichtlich will Hulesch & Quenzel die Regierung dazu verleiten, schon lange vor der nächsten Nationalratswahl den Beweis zu erbringen, dass sie keine Mehrheit mehr auf die Waage bringt. Wutanfall garantiert.
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