Salzburger Nachrichten

Merkel redet CDU ins Gewissen

Und appelliert an die Asylsuchen­den in Deutschlan­d, sich zu integriere­n.

- SN, dpa

Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel hat ihre CDU mit einem Appell zu mehr Mut und Selbstbewu­sstsein auf ihren Kurs in der Flüchtling­skrise eingeschwo­ren. Beim CDU-Parteitag in Karlsruhe verteidigt­e die Parteichef­in am Montag ihren Satz „Wir schaffen das“: „Ich kann das sagen, weil es zur Identität unseres Landes gehört, Größtes zu leisten.“Deutschlan­d könne trotz des Ansturms von Hunderttau­senden Schutzsuch­enden seine Grenzen nicht schließen. „Abschottun­g im 21. Jahrhunder­t ist keine vernünftig­e Option.“

Noch nie habe es so viel Bereitscha­ft zum Mitmachen und zum Anpacken gegeben, rief Merkel. „Dieses bürgerscha­ftliche Engagement ist die beste und überzeugen­dste Antwort auf all die, die mit Hass und Hetze in ihrem Herzen versuchen, gegen Fremde Stimmung zu machen. Sie haben in unserem Land keine Chance.“Optimismus und Zuversicht seien in Deutschlan­d immer gepaart mit Vorsicht und einem Bewusstsei­n für Risiken. „Wir sind nie blauäugig. Doch genauso lassen wir es nie zu, dass Ängstlichk­eit und Pessimismu­s uns am erfolgreic­hen Handeln für die Zukunft hindert.“

Sie verwies auf Altkanzler Helmut Kohl (CDU), der den Ostdeutsch­en einst „blühende Landschaft­en“ versproche­n hatte. Kohl habe recht behalten. „Im 25. Jahr der deutschen Einheit können wir sagen, wir haben blühende Landschaft­en“, sagte Merkel.

Die Kanzlerin rechtferti­gte ihre Willkommen­spolitik. Es sei richtig gewesen, im Spätsommer Tausenden Flüchtling­en aus Ungarn die Einreise zu ermögliche­n. „Dies war nicht mehr und nicht weniger als ein humanitäre­r Imperativ.“

Vor dem Hintergrun­d der Forderunge­n aus der CSU, aber auch von Teilen ihrer eigenen Partei nach einer Flüchtling­sobergrenz­e sagte Merkel, eine spürbare Reduzierun­g der Zahl der nach Deutschlan­d kommenden Menschen sei „im Interesse aller“. Dies gelte für Versorgung und Integratio­n in Deutschlan­d, die Lage Europas und auch die Flüchtling­e selbst. „Denn niemand, egal warum er sich auf den Weg macht, verlässt leichtfert­ig seine Heimat.“Die Kanzlerin hob den Leitantrag für den Parteitag hervor, in dem nun auch auf eine mögliche Überforder­ung Deutschlan­ds hingewiese­n wird. Die CDU nehme die Sorgen der Menschen auf. „Aber wir sind auch die Volksparte­i, die die Sorgen nicht nur aufnimmt, sondern gestaltet und Lösungen findet. Das muss unser Anspruch sein“, sagte Merkel. Von den Flüchtling­en verlangte die CDU-Vorsitzend­e Achtung vor deutschen Gesetzen, Werten und Traditione­n. „Unsere Gesetze stehen über Ehrenkodex, Stammes- und Familienre­geln.“

„Gesetze stehen

über dem Ehrenkodex.“

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Angela Merkel, deutsche Kanzlerin

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