„Immerhin ist Paris ein Lichtblick“
Was das jüngste Klimaabkommen für einen heißt, der an einem Brennpunkt des Klimawandels lebt.
Der Regenwald in Amazonien ist eines der wertvollsten Ökosysteme der Welt. Aber mehr als 15 Prozent sind bereits vernichtet. Ob Megakraftwerk oder Brandrodung für den Sojaanbau – unentwegt dringen die brasilianische Großindustrie und das Agrobusiness vor und entreißen dem Wald riesige Flächen. Wenn 20 Prozent vernichtet sind, kippt das System.
Wie weit es schon fehlt, hat Erwin Kräutler am Montag in einem E-Mail an die SN berichtet. Der österreich-brasilianische Bischof lebt seit 50 Jahren am Xingu, einem der großen Nebenflüsse des Amazonas. Am Wochenende hat er eine seiner kleinen Gemeinden besucht, 200 Kilometer vom Bischofssitz Altamira entfernt.
„Wir benötigten für 60 Kilometer Autofahrt eineinhalb Stunden inmitten von dichten Staubwolken“, schreibt der gebürtige Vorarlberger. „In all den vergangenen Jahrzehnten habe ich noch nie so eine Staubentwicklung erlebt. Seit Monaten fällt kein Tropfen Regen. Weite Gebiete und Hügel haben ihr Grün verloren. Sie sind tot, braun, versengt, verrottet. Rinder sterben und Flüsschen und Bäche sind ohne Wasser. In der Gemeinde Uruará sind alle Brunnen längst ausgetrocknet.“
Immerhin sei das Klimaabkommen von Paris „ein Lichtblick“, meint Erwin Kräutler. Und er ist überzeugt, dass die Umweltenzyklika „Laudato si’“von Papst Franziskus dabei nicht ganz ohne Wirkung geblieben sei. Der Papst unterstreicht dort ausdrücklich die Bedeutung „jener an biologischer Vielfalt überreichen Lungen des Planeten, die das Amazonasgebiet und das Kongobecken darstellen“. Wenn diese Wildnisse niedergebrannt oder eingeebnet würden, um Bodenbewirtschaftung zu entwickeln, „gehen in wenigen Jahren unzählige Arten verloren, wenn die Gebiete sich nicht sogar in Wüsten verwandeln“.
JOSEF.BRUCKMOSER@SALZBURG.COM