Die Macht der Waffen
Die Umsätze in der Rüstung gehen weltweit leicht zurück. Aber russische Konzerne und auch Deutschland verkaufen mehr Waffen.
STOCKHOLM. Syrien, Irak oder Ukraine: Kriegerische Konflikte prägen die Schlagzeilen. Und dennoch: Die weltweiten Waffenverkäufe sind 2014 zum vierten Jahr in Folge gesunken – allerdings nur leicht. Die 100 größten Rüstungskonzerne konnten 401 Milliarden Dollar (367 Mrd. Euro) an Umsätzen verzeichnen und somit 1,5 Prozent weniger als noch 2013, errechnete das Stockholmer Friedensinstitut SIPRI.
US-Waffenkonzerne dominieren die Branche. Auf sie entfiel mehr als die Hälfte der Verkäufe. Nummer eins weltweit ist Lockheed Martin mit einem Umsatz von 37,5 Mrd. US-Dollar. Der USRüstungskonzern hat erst im Sommer für neun Milliarden Dollar den Hubschrauberhersteller Sikorsky gekauft und seine Marktmacht ausgebaut. Auch die Nummer zwei kommt aus den USA: Boeing setzte 28,3 Mrd. Dollar um. BAE Systems aus Großbritannien liegt mit 25,7 Mrd. Dollar auf Platz drei.
Unter den größten zehn Waffenhändlern sind sieben amerikanische und drei europäische Konzerne. Bis auf Lockheed Martin verzeichneten alle anderen im Vorjahr Umsatzrückgänge. In Westeuropa gingen die Verkäufe um 7,4 Prozent zurück. Ausreißer sind Deutschland und die Schweiz. Während in Deutschland der Stahlriese ThyssenKrupp mit seiner Schiffssparte mehr Umsatz erzielte, ist es in der Schweiz der Flugzeughersteller Pilatus Aircraft. Entgegen dem weltweiten Trend steigerten russische Unternehmen ihre Waffenumsätze immens, insgesamt um fast 50 Prozent. Waren im Top-100-Ranking bisher neun russische Firmen vertreten, sind es nun elf. „Russische Unternehmen reiten auf der Welle der steigenden nationalen Militärausgaben und Exporte“, sagt Studienautor Siemon Wezeman. Die Waffenverkäufe der Ukraine brachen hingegen infolge des Konflikts drastisch ein. Für China gibt es indes keine verlässlichen Daten.
Heimische Unternehmen finden sich nicht im Ranking. „Die österreichische Rüstungsindustrie ist in kleinere Einheiten zerfallen“, erklärt SIPRI-Forscher Pieter Wezeman. Die Umsätze lagen also weit unter der Marke von 760 Mill. Dollar – so viel verkaufte das Unternehmen auf Rang 100. Als größten Produzenten nennt er Rheinmetall MAN Military Vehicles in Wien. Der Betrieb fertigt mit rund 650 Mitarbeitern unter anderem Panzer an.