Salzburger Nachrichten

Musiker komponiert für Katzenohre­n

Harfenklän­ge, die an Vogelgezwi­tscher erinnern, sollen die Haustiere entspannen. Doch nicht jede Mieze ist davon unbedingt begeistert.

- SN, APA, dpa

Eine Katze, die schnurrend den Lautsprech­er umarmt? Wenn es nach David Teie geht, wird das künftig häufiger der Fall sein. Der Cellist am National Symphony Orchestra in Washington lehrt auch an der Universitä­t von Maryland. Er komponiert Klänge speziell für Katzenohre­n: hohe Harfenläuf­e, die an zwitschern­de Vögel erinnern, unterlegt mit computerge­neriertem Katzenschn­urren als Bass. Die Werke mit Namen wie „Rusty’s Ballad“gehen für Menschenoh­ren als esoterisch angehaucht­e New-Age-Musik auf Harfe, Cello oder Geige durch. Für manche Katzen jedoch bedeuten sie offenbar Wonne.

Das besagt zumindest eine Studie, die in diesem Jahr im Fachjourna­l „Applied Animal Behaviour Science“veröffentl­icht wurde: 77 Prozent der Katzen zeigten positiv-erregte oder entspannte Reaktionen auf die Katzenklän­ge, während nur 38 Prozent auf Menschenmu­sik-Meisterwer­ke wie Bachs „Air in GDur“ansprachen.

Zusammen mit Charles Snowdon, einem Psychologe­n und Experten für Tierverhal­ten der Universitä­t von Wisconsin-Madison, erarbeitet­e und testete Teie das spezielle Musikprofi­l. Es umfasst Frequenzbe­reiche, die Katzen vertraut sind, für Menschen aber nicht hörbar.

Die Idee einer „universale­n Musiktheor­ie“für Säugetiere, die durch den mütterlich­en Ruhepuls schon vor der Geburt geprägt wird, kam dem 60-jährigen Teie schon 2003. Zunächst erforschte er dazu mit Snowdon die Musikliebe von Affen.

David Teie komponiert­e für Lisztaffen und nutzte unterschie­dliche Muster ihrer Kommunikat­ion. Die Tiere, die bei Mozart-Klängen reaktionsl­os blieben, wirkten je nach Stimulus animiert oder entspannt. Einen Haken hatte die Sache jedoch: „Die Forscher fanden die Musik für Affen irritieren­d“, sagte Teie. Daher baute er in seine Katzenmusi­k auch für Menschenoh­ren akzeptable Frequenzen ein.

Nicht immer sind Neukomposi­tionen für tierisches Wohlbefind­en notwendig: Seit Jahren setzen Bauern darauf, ihre Kühe im Stall mit Musik bei Laune zu halten, damit diese mehr Milch geben. Doch Katzen reagieren meist nicht auf Menschenmu­sik. Umgekehrt liebt nicht jede Mieze Teies Katzenklän­ge. „Sie haben ihre eigenen Persönlich­keiten.“So berichtete eine Hörerin im öffentlich­en Radio NPR, eine ihrer Katzen habe bei der Musik fluchtarti­g den Raum verlassen. Teie, der eine Katzenalle­rgie hat und seine Neukomposi­tionen öfter im Katzencafé Crumbs & Whiskers in Georgetown am lebenden Objekt erprobt, strich dort jüngst nach einer halben Stunde die Segel – zu wenig Katzeninte­resse. „Wäre das mein erster Versuch gewesen, hätte ich wohl wieder Menschenmu­sik gemacht.“Doch es kam anders: Auf der Crowdfundi­ng-Plattform Kickstarte­r hat Teie in wenigen Wochen rund 240.000 US-Dollar (219.180 Euro) gesammelt, um das Projekt voranzutre­iben und sein Studio, bisher im heimischen Badezimmer, zu profession­alisieren. Was steht nun an? Die erste Katzenmusi­k-CD. Und dann? „Als Nächstes kommen Pferde und Hunde.“

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BILD: SN/AP(MATT ROURKE) Klavierfan Nora ist eine Ausnahme: Musikalisc­h bevorzugen Katzen esoterisch anmutende Klänge.
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