Nichts sollte an sie erinnern
Die 23-jährige Widerstandskämpferin Rosa Hofmann wurde heute vor 73 Jahren von den Nazis zum Tode verurteilt. Ein Salzburger Historiker fand in Berlin unveröffentlichte Dokumente.
SALZBURG. Die letzten Aufnahmen der Salzburger Widerstandskämpferin Rosa Hofmann wurden von der Gestapo gemacht. Sie zeigen eine 23-Jährige, die aussieht wie eine alte, gebrochene Frau. Ihre Augen sind leer und stumpf. Haft und Verhöre haben sie gezeichnet. Im Abschiedsbrief an ihre Familie schreibt Rosa Hofmann: „Wer weiß, was ich noch alles mitmachen müsste, denn die Jugend ist vorbei, wenn man das erlebt, was ich erlebt habe. Ich komme mir vor wie eine alte Frau und würde nie mehr genauso glücklich sein können [. . .].“
Diese Haftfotos wurden noch nie veröffentlicht. Der Salzburger Historiker Patrick Bohn fand sie erst kürzlich bei seinen Recherchen im Bundesarchiv in Berlin. „Der Archivar hat sich das auch nicht erklären können, aber es gibt in Berlin viel mehr Akten von österreichischen Widerstandskämpfern als von deutschen.“Bohn fand auch das Gnadengesuch Hofmanns sowie das ihrer Mutter. Diese wurden jedoch abgelehnt. Rosa Hofmann wurde wegen „Wehrkraftzersetzung, landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“angeklagt und am 15. Dezember 1942 zum Tode verurteilt. Hofmann hatte als Leiterin der KPÖ-Jugendgruppe Flugblätter gegen das Hitler-Regime verteilt.
Patrick Bohn ist als Mitglied des Salzburger KZ-Verbands besonders daran interessiert, das öffentliche Gedenken an Rosa Hofmann am Leben zu erhalten. „Das ist mir bewusst geworden, als ich im Berliner Archiv den ablehnenden Bescheid der Gestapo zu Hofmanns Gnadengesuch gelesen habe. Sie wird bezeichnet als ,zielbewusste, skrupellose, politische Verbrecherin, die eine ständige Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedeutet‘.“Die Gestapo habe außerdem davon abgeraten, den Leichnam von der Familie bestatten zu lassen. Die Leichen seien meist anatomischen Instituten zu Demonstrationszwecken überlassen worden. „Das wird nicht explizit erwähnt, aber das deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass hier jegliches öffentliche Gedenken unterbunden werden sollte – aus den Augen, aus dem Sinn“, sagt Bohn.
Der KZ-Verband setzte sich erfolgreich dafür ein, das Denkmal für Hofmann von einer privaten Grünfläche in den Stölzlpark in Maxglan versetzen zu lassen. Unmittelbar danach wurde der Obelisk von Unbekannten mit einem Hakenkreuz beschmiert.