Salzburger Nachrichten

Der Pfarrer, sein Segen und die Schneekano­ne

Es ist schon wieder etwas passiert. In Bayern! Das führt ungeplant zu einem heftigen Rückfall des Lokalpatri­oten. Pardon, aber es muss sein!

- HEINZ.BAYER@SALZBURG.COM

Darf so ein Pfarrer eigentlich alles? Also auch Teufelszeu­g segnen? Sprich, Schneekano­nen mit Weihwasser bespritzen und dann so tun, als wären sie ein Gottesgesc­henk? Diese Fragen treiben derzeit manche Menschen im niederbaye­rischen Mitterdorf um. Dort stand die Segnung einer Beschneiun­gsanlage an. Das fand sogar im „Münchner Merkur“Niederschl­ag. In Form vieler Buchstaben. Wie es sich für eine Zeitung halt gehört. Der Autor der Geschichte, Marcus Mäckler (er heißt wirklich so), stellte seinem Bericht voran: „In Bayern sieht man das so: Viel Segen hilft viel. Also segnen Pfarrer bayernweit auch Schneekano­nen. Das stimmte aber längst nicht jeden Kritiker milde.“Einer der Kritiker sei Markus Ganserer. Seines Zeichens Landtags- abgeordnet­er der Grünen. Er habe nichts gegen kirchliche­n Segen, aber bei Schneekano­nen höre der göttliche Beistand für ihn auf. Denn diese wären weder zum Wohl der Menschen noch der Natur, sondern vielmehr eine „klimapolit­ische Todsünde“. Sie zu segnen hält der Ganserer Markus deshalb „für absurd“. Es zeige, „wie wenig sensibel man auch in der Kirche mit dem Thema umgeht“. Oha!

Und dann packt der Ganserer Markus so richtig aus: Denn er entdeckt in Papst Franziskus einen Verbündete­n. Der habe in seiner Enzyklika „Laudato si“Mitte 2015 den Schutz der Schöpfung zu einer der wichtigste­n Menschheit­s-Aufgaben erklärt. Auch Pfarrer Kraus sehe die Problemati­k, heißt es im Bericht. Der Herr Pfarrer meinte freilich, er könne die Segnung einer Beschneiun­gsanlage mit seinem Gewissen vereinbare­n. Kirchenrec­htlich dürfe man alles segnen – abgesehen von Waffen. Deshalb tranken die in Mitterdorf am Freitag erst ein Bier. Dann fuhren sie „raus zur Beschneiun­gsanlage“. Zwecks Segens und des Wunschs, „dass das Skigebiet bald nutzbar ist“. Die Eröffnung wurde dann aber verschoben. Es war zu warm zum Schneemach­en.

In Salzburg sind, so nebenbei, alle Schneekano­nen gesegnet. Sie versprühen deshalb aber kein Weihwasser. Sie arbeiten aber nach dem Reinheitsg­ebot. Wasser, Luft und sonst nix.

Würde auf Bayerns Autobahnen übrigens ein Tempolimit gelten, tätat das der Umwelt auch nicht schaden. Amen!

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Heinz Bayer

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