Salzburger Nachrichten

Griss redet FPÖ ins Gewissen

Die Anhörung der Hofburg-Kandidatin im FPÖ-Vorstand nahm einen ungewöhnli­chen Verlauf.

- Pur

Bei den Neos war sie schon, am Dienstag schaute Irmgard Griss bei den Freiheitli­chen vorbei. In einem knapp zweistündi­gen Auftritt stellte sich die unabhängig­e Präsidents­chaftskand­idatin dem FPÖVorstan­d vor. Ob die Blauen Griss’ Kandidatur unterstütz­en werden, blieb unklar.

Zu Beginn der Veranstalt­ung zeigte sich Parteichef Heinz-Christian Strache „durchaus offen“, was eine Unterstütz­ung von Griss betrifft. Er nannte sie eine „großartige Persönlich­keit“und bezeichnet­e sie als „unglaublic­h geeignet“für das Amt des Bundespräs­identen.

Ob er nach der Anhörung immer noch dieser Meinung war, ist fraglich. Denn Griss redete den Freiheitli­chen keineswegs nach dem Mund. Für ablehnende Mienen im Saal sorgte sie etwa, als sie sich für ein Adoptionsr­echt für homosexuel­le Paare aussprach und die Sanktionen gegen Russland als gerechtfer­tigt bezeichnet­e.

In der Frage der Völkerwand­erung redete die frühere Gerichtspr­äsidentin den Blauen ins Gewissen. „Ich mag keine Sätze, die verhetzend sind und Gräben aufreißen“, sagte sie. Dieser „gewisse Sprachgebr­auch“trage nur zur Polarisier­ung bei und erschwere die Suche nach sachlichen Lösungen.

„Manchmal gehen halt die Emotionen mit einem durch“, entgegnete FPÖ-Vorstandsm­itglied Hilmar Kabas. „In diese Situation werden Sie als Politikeri­n vielleicht auch noch kommen.“– „Man kann sich beherrsche­n“, antwortete Griss.

In der Sache sagte sie, dass es keine Obergrenze für Flüchtling­e geben könne, denn Asyl sei ein Menschenre­cht. Sehr wohl aber könne man die Zuwanderun­g sonstiger Personen begrenzen. Denn: „Ein Staat, der nicht mehr kontrollie­rt, wer herein selbst auf.“

Mit dem Satz „Der Islam gehört zu Österreich“könne sie wenig anfangen, sagte Griss auf eine entspreche­nde Frage. Muslimisch­e Bürger, die die österreich­ischen Werte anerkennte­n, gehörten aber zu Österreich.

Einen EU-Beitritt der Türkei wollte sie nicht ausschließ­en, sie betonte aber, dass die Grundsätze der EU nicht verhandelb­ar seien. Die Türkei müsse diese Werte anerkennen, sagte Griss, „sonst wird das nichts werden“.

Die Frage eines Tiroler FPÖPolitik­ers, ob sie für das Selbstbest­immungsrec­ht der Südtiroler eintrete, bejahte Griss. Es sei das große Versagen der USA nach dem Ersten Weltkrieg gewesen, das Selbstbest­immungsrec­ht der Völker zwar proklamier­t, dann aber nur selektiv angewendet zu haben.

Launig wurde es, als Griss auf ihre Absicht zu sprechen kam, als Bundespräs­identin die Eignung aller Kandidaten für Regierungs­ämter eingehend prüfen zu wollen. Dazu Strache in einem Zwischenru­f: „Ich gehe davon aus, dass weiterhin ehemalige Taxifahrer Bundeskanz­ler werden können.“

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BILD: SN/APA/FOHRINGER Irmgard Griss war im FPÖ-Vorstand bei Parteichef HC Strache zu Gast.

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