Bild „Das der Unis geraderücken“
Österreichs erste Rektorenchefin Sonja Hammerschmid will es anders angehen. Sie möchte zeigen, was Unis leisten, nicht nur, was ihnen fehlt.
2010 wurde Sonja Hammerschmid zur ersten Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) bestellt. Nun ist die 47-jährige Oberösterreicherin auch noch erste Präsidentin der Univeristätenkonferenz. Was sie vorhat. SN: Haben Sie sich an die Anrede „Frau Präsidentin“schon gewöhnt? Hammerschmid: (lacht) Nein, in keinem Fall. Das muss erst sickern. Noch bin ich nur designiert. Meine Amtszeit beginnt erst am 1. Jänner. SN: Wieso sind Sie angetreten? Haben Sie als Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität nicht genug zu tun? Selbstverständlich habe ich das. Aber Bildung und Wissenschaft sind schon immer ganz zentrale Anliegen für mich. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass die Wettbewerbsfähigkeit und das Wohl unseres Landes steht und fällt mit gut funktionierenden Universitäten und den klugen Köpfen, die sie hervorbringen. Und das nicht nur in den naturwissenschaftlichen und technisch orientierten Fächern, sondern auch in den Geisteswissenschaften und an den Kunstuniversitäten. Denken Sie an die gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen: die Terroranschläge in Paris, die Migrationsströme, die Integration. Mir ist es wichtig, dass wir das Bild der Unis in der Öffentlichkeit geraderücken. SN: Wie meinen Sie das? Wir reden ständig von den Finanzierungsproblemen der Universitä- ten anstatt davon, was die Universitäten der Gesellschaft nützen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, wenn wir das stärker in die Breite bringen, dann tun sich die Unis auch bei Budgetverhandlungen leichter. Es muss allgemein verständlich werden, wieso jeder Cent an Steuergeld, der in die Universitäten fließt, gut investiertes Geld ist. SN: Was werden Sie noch anders angehen als Ihr Vorgänger Heinrich Schmidinger? Ich gestalte gern – und das vor allem im Team. Wir sind nur 21 Rektorinnen und Rektoren. Daher ist mir wichtig, dass wir alle zusammenarbeiten. Wir Rektoren sind nur so stark, soweit wir gemeinsame Positionen entwickeln können. SN: Trotzdem sind auch Sie mit denselben Problemen konfrontiert: knappe Kassen, überfüllte Hörsäle. Ein generelles Rezept habe ich dagegen auch nicht. Wir werden über die kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung reden müssen. Wir werden auch über Zugangsregelungen in ausgewählten Massenfächern reden müssen. Die Universitäten können nicht unendlich viele Studierende aufnehmen. Wir müssen daran arbeiten, dass wir die besten Absolventen hervorbringen. Das geht nur mit einem nachhaltig verbesserten Betreuungsverhältnis. SN: An Ihrer Uni gibt es ein Aufnahmeverfahren. Sollten sich alle Unis ihre Studierenden aussuchen dürfen? An den Medizinischen Unis und den Kunstunis, die sich ihre Studierenden aussuchen können, schließen diese zu einem hohen Anteil ihr Studium auch ab. Schauen Sie nach Dänemark. Dort gibt es keine Zugangsbeschränkungen, aber die Unis werden nach absolvierten ECTS-Punkten, also abgelegten Prüfungen, finanziert. So ginge das natürlich auch. SN: Und Studiengebühren? Die dürften vom Tisch sein. Aber das müssen Sie die Koalitionspartner fragen. Ich ganz persönlich – und das ist nicht die uniko-Position – habe nichts gegen Studiengebühren in moderater Höhe, wenn zugleich die Stipendien ausgebaut werden. Meine Uni war eine der acht, die vor ein paar Jahren Studiengebühren auf eigene Faust eingehoben hatten. SN: Soll die Quotenregelung an den Medizinischen Unis verlängert werden? Dafür plädiere ich. Zugleich müssen sich aber auch die Rahmenbedingungen für Ärzte ändern, damit sie nach ihrem Studium in Österreich bleiben. Wir haben an der Vetmed keine Quote, aber auch 30 Prozent deutsche Studierende. SN: Sie sind die erste Frau an der uniko-Spitze und ohne Professur. Macht das einen Unterschied? Für diese Aufgaben muss ich nicht die beste Wissenschafterin sein, sondern diejenige mit guten Managementund Führungsqualitäten. Ich hoffe, dass ich nicht nur deshalb zur uniko-Präsidentin gewählt wurde, weil ich eine Frau bin. Wenn sich andere Frauen auf ihrem Karriereweg dadurch bestärkt fühlen, tue ich das gern.