Salzburger Nachrichten

Meinungsfr­eiheit gilt auch für dumme und hohle Köpfe

Wer dem reichen Möchtegern-Politiker Donald Trump einen Maulkorb verpassen will, der tut sich nichts Gutes.

- VIKTOR.HERMANN@SALZBURG.COM

Die Menschen in Europa und Nordamerik­a haben sich Menschenre­chte und Meinungsfr­eiheit mühsam erkämpft. Sie haben sich gegen Monarchen aufgelehnt, gegen blutrünsti­ge Diktatoren, gegen die starre Macht von Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten. Manche verließen ihre Heimat, um jenseits des Atlantiks nach ihrer eigenen Façon glücklich zu werden.

Besonders die Meinungsfr­eiheit ist in jüngster Zeit arg unter Beschuss geraten. Aus den verschiede­nsten Gründen gelten gerade in Europa Beschränku­ngen dafür, welche Äußerungen juristisch bedenklich sind und welche nicht. Dank der Schrecken des Holocausts wissen wir, dass wir Hassreden und die Verherrlic­hung eines brutalen Regimes nicht dulden dürfen. Wir lassen uns auch rassistisc­he Reden nicht bieten, und solche, die zu Gewalt aufrufen, schon gar nicht.

Anderersei­ts hat im Rahmen der Meinungsfr­eiheit jeder das Menschenre­cht, sich unsterblic­h zu blamieren. Und genau das tut jener seltsam frisierte Schreihals, der derzeit in den USA im Rennen um die Kandidatur der Republikan­er für die Präsidents­chaftswahl im kommenden November vorn liegt. Donald Trump redet so viel Unsinn, dass man es als zivilisier­ter Mensch mit Freude an politische­n Diskussion­en gar nicht mehr fassen kann.

Trump fischt ganz offensicht­lich in einem Wählerrese­rvoir nach Stimmen, in dem man sich umso fester auf die Schenkel klatscht, je dümmer ein Spruch ist. Nun hat er sich freilich gewaltig in die Nesseln gesetzt, als er sich mit den Briten anlegte. Auf eine besonders nassforsch­e Behauptung über No-go-Areas in London sammelten empörte Engländer Unterschri­ften, mit denen sie ein Einreiseve­rbot für Trump forderten.

Nun, es ist verständli­ch, dass kein Land der Welt sich von einem Hohlkopf beleidigen lassen will, der glaubt, er könne sich alles erlau- ben, weil er reich ist. Dem Mann aber das Wort zu verbieten oder ihn auszusperr­en ist sicher die falsche Maßnahme. Donald Trump hätte es verdient, dass man ihn überall, wo er seine Dummheiten loslassen will, bereitwill­ig empfängt und seine Phrasen mit dem honoriert, was sie verdienen: mit homerische­m Gelächter. Ganz so, wie man jeden Phrasendre­scher auslachen sollte, der Propaganda­sätze absondert, ohne über deren Inhalt nachzudenk­en.

Dann gingen ziemlich viele politische Ankündigun­gen, Vorschläge und Versprechu­ngen in lautem Gelächter unter, weil sie als das erkannt werden, was sie sind: Hohle Phrasen, die nichts dazu beitragen, dass auch nur ein einziges unserer Probleme gelöst wird. Man denke nur an das berühmte Nulldefizi­t, die Reformen im Bildungsbe­reich und die ach so sehr gesicherte­n Pensionen der Zukunft.

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Viktor Hermann

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