Salzburger Nachrichten

Und ein bisschen gemütlich sollte es auch sein

Eine Schau erinnert an Josef Frank, der als Architekt und Designer Gebrauchsz­weck und Komfort über Dogmen stellte.

- Josef Frank, Against Design, Museum für Angewandte Kunst (MAK) Wien, bis 3. April.

Eigentlich hatte er eine blumige Fantasie, die bis heute geschätzt wird wegen der Vielfalt von Textilien, mit denen sich Wohnungen verschöner­n lassen, sei es mit Vorhängen oder Möbelbezüg­en. Josef Frank, 1885 in Baden bei Wien geborener Architekt und „Entwerfer der Moderne“, ist in Schweden ein ganz Großer. Ausgerechn­et in Schweden, möchte man sagen, da von dort über die blau-gelben Möbelhäuse­r die mobiliare Uniformitä­t in die Welt getragen wurde. Kaum eine Wohnung in Singapur, Südfrankre­ich oder Wien, wo heute nicht selbst Zusammenge­schraubtes steht, das den Katalog-„Geschmack“weltweit vereinheit­licht hat. Dafür kann Frank nichts. Er war Individual­ist in jedem Sinn, eher Anhänger des Zufalls und auf der Flucht vor jedem Stildiktat. In der Zwischenkr­iegszeit entwarf Frank zahlreiche Gebäude, sehr funktional­istische Villen ebenso wie mehrgescho­ßige Wohnblöcke. 70 Wohnungsei­nrichtunge­n sind überliefer­t. Gemeinsam mit Oskar Wlach gründete er 1925 das Einrichtun­gsunterneh­men Haus & Garten. Frank liebte Treppen, welche auf kurze Distanz die Richtung wechselten. Allerdings, sagt der Architekt Hermann Czech, dürfte man heute keine davon bauen. Czech hat bereits 1981 gemeinsam mit Johannes Spalt eine Frank-Retrospekt­ive in Wien kuratiert, nun ist im MAK seine umfassende, gemeinsam mit Sebastian Hackenschm­ied erarbeitet­e Schau zum Werk von Josef Frank zu sehen.

Auch wenn Josef Frank die gestalteri­schen Grundsätze seiner Zeit eher ablehnte, wurde er zu einem der wichtigste­n österreich­ischen Architekte­n. Als deren einziger Vertreter nahm er 1927 an der von Mies van der Rohe geleiteten Stuttgarte­r Werkbundsi­edlung teil. Sein Katalogtex­t verweist auf den Querdenker: Unter dem Titel „Der Gschnas für s G’müt und der Gschnas für das Problem“sind Sätze zu lesen wie: „Man kann alles verwenden, was man verwenden kann.“Kritiker nannten seine Einrichtun­gen mit Textilien, Polstermöb­eln und sogar losen Polstern gar „Bordell“. Die Werkbundsi­edlung im Wiener 13. Bezirk entstand 1932 unter Franks Leitung, er lud dazu Architekte­n wie Josef Hoffmann, Adolf Loos oder Margarete Schütte-Lihotzky ein. Die Siedlung wird bis heute bewohnt.

Der zunehmende Antisemiti­smus in Wien ließ den Entschluss reifen, schon 1933 nach Schweden, das er von Urlauben her kannte, zu übersiedel­n, 1939 wurde er schwedisch­er Staatsbürg­er. Frank wurde bekannt, den „Einzug des Formalismu­s“befürchtet­e eine Zeitung angesichts der klaren Architektu­r des Antiformal­isten, als die ersten Häuser entstanden. Bei Svenskt Tenn, dem Möbel- und Einrichtun­gshaus von Estrid Ericson, wurde Frank zum wichtigste­n Designer, Teilnahmen an Weltausste­llungen machten das schwedisch­e Design berühmt. Allein die Vielfalt an floralen Motiven auf den Textilien ist überwältig­end, Franks Einfluss auf das schwedisch­e Möbeldesig­n war enorm. Von 1942 bis 1946 lebte Frank in den USA, der Versuch, dort Fuß zu fassen, gelang nicht, 1967 starb der Architekt in Stockholm.

Im MAK sind unter anderem zahlreiche Stühle von Frank in allen Ausprägung­en zu sehen, ob geflochten, gepolstert oder gespannt. Auch die Vielfalt des Möbeldesig­ns ist gut repräsenti­ert. Frank, der über den Renaissanc­ebaumeiste­r Leon Battista Alberti dissertier­t hatte, griff bei Möbeldetai­ls sogar auf Albertis Marmorinta­rsien zurück. Auch andere Architekte­n, bis hin zu Rem Koolhaas, werden zu interessan­ten Vergleiche­n herangezog­en.

Ausstellun­g:

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BILD: SN/ESTRO Für die Firma Svenskt Tenn entwarf Josef Frank 200 Stoffmuste­r.

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