Und ein bisschen gemütlich sollte es auch sein
Eine Schau erinnert an Josef Frank, der als Architekt und Designer Gebrauchszweck und Komfort über Dogmen stellte.
Eigentlich hatte er eine blumige Fantasie, die bis heute geschätzt wird wegen der Vielfalt von Textilien, mit denen sich Wohnungen verschönern lassen, sei es mit Vorhängen oder Möbelbezügen. Josef Frank, 1885 in Baden bei Wien geborener Architekt und „Entwerfer der Moderne“, ist in Schweden ein ganz Großer. Ausgerechnet in Schweden, möchte man sagen, da von dort über die blau-gelben Möbelhäuser die mobiliare Uniformität in die Welt getragen wurde. Kaum eine Wohnung in Singapur, Südfrankreich oder Wien, wo heute nicht selbst Zusammengeschraubtes steht, das den Katalog-„Geschmack“weltweit vereinheitlicht hat. Dafür kann Frank nichts. Er war Individualist in jedem Sinn, eher Anhänger des Zufalls und auf der Flucht vor jedem Stildiktat. In der Zwischenkriegszeit entwarf Frank zahlreiche Gebäude, sehr funktionalistische Villen ebenso wie mehrgeschoßige Wohnblöcke. 70 Wohnungseinrichtungen sind überliefert. Gemeinsam mit Oskar Wlach gründete er 1925 das Einrichtungsunternehmen Haus & Garten. Frank liebte Treppen, welche auf kurze Distanz die Richtung wechselten. Allerdings, sagt der Architekt Hermann Czech, dürfte man heute keine davon bauen. Czech hat bereits 1981 gemeinsam mit Johannes Spalt eine Frank-Retrospektive in Wien kuratiert, nun ist im MAK seine umfassende, gemeinsam mit Sebastian Hackenschmied erarbeitete Schau zum Werk von Josef Frank zu sehen.
Auch wenn Josef Frank die gestalterischen Grundsätze seiner Zeit eher ablehnte, wurde er zu einem der wichtigsten österreichischen Architekten. Als deren einziger Vertreter nahm er 1927 an der von Mies van der Rohe geleiteten Stuttgarter Werkbundsiedlung teil. Sein Katalogtext verweist auf den Querdenker: Unter dem Titel „Der Gschnas für s G’müt und der Gschnas für das Problem“sind Sätze zu lesen wie: „Man kann alles verwenden, was man verwenden kann.“Kritiker nannten seine Einrichtungen mit Textilien, Polstermöbeln und sogar losen Polstern gar „Bordell“. Die Werkbundsiedlung im Wiener 13. Bezirk entstand 1932 unter Franks Leitung, er lud dazu Architekten wie Josef Hoffmann, Adolf Loos oder Margarete Schütte-Lihotzky ein. Die Siedlung wird bis heute bewohnt.
Der zunehmende Antisemitismus in Wien ließ den Entschluss reifen, schon 1933 nach Schweden, das er von Urlauben her kannte, zu übersiedeln, 1939 wurde er schwedischer Staatsbürger. Frank wurde bekannt, den „Einzug des Formalismus“befürchtete eine Zeitung angesichts der klaren Architektur des Antiformalisten, als die ersten Häuser entstanden. Bei Svenskt Tenn, dem Möbel- und Einrichtungshaus von Estrid Ericson, wurde Frank zum wichtigsten Designer, Teilnahmen an Weltausstellungen machten das schwedische Design berühmt. Allein die Vielfalt an floralen Motiven auf den Textilien ist überwältigend, Franks Einfluss auf das schwedische Möbeldesign war enorm. Von 1942 bis 1946 lebte Frank in den USA, der Versuch, dort Fuß zu fassen, gelang nicht, 1967 starb der Architekt in Stockholm.
Im MAK sind unter anderem zahlreiche Stühle von Frank in allen Ausprägungen zu sehen, ob geflochten, gepolstert oder gespannt. Auch die Vielfalt des Möbeldesigns ist gut repräsentiert. Frank, der über den Renaissancebaumeister Leon Battista Alberti dissertiert hatte, griff bei Möbeldetails sogar auf Albertis Marmorintarsien zurück. Auch andere Architekten, bis hin zu Rem Koolhaas, werden zu interessanten Vergleichen herangezogen.
Ausstellung: