Salzburger Nachrichten

Der Zustrom reißt nicht ab

Derzeit kommen täglich rund 4000 Menschen nach Österreich. Deutschlan­d überlegt nun, Flüchtling­e gleich an der österreich­ischen Grenze abzuweisen. Was dann?

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WIEN. Vor drei Monaten war die Aufregung groß, als Tausende Flüchtling­e täglich nach Österreich strömten. Heute ist das Alltag. In den vergangene­n Wochen kamen im Schnitt 3000 Menschen pro Tag über Österreich­s Südgrenze ins Land – in den vergangene­n Tagen waren es sogar rund 4000 täglich.

Der Großteil will nach wie vor nach Deutschlan­d weiter und wird auch im Auftrag der heimischen Behörden an die deutsche Grenze weitergeka­rrt. Daran, dass Migranten unbedingt nach Deutschlan­d möchten, werde sich auch nichts ändern, wenn Deutschlan­d mit seinen Plänen ernst mache, heißt es im Innenminis­terium. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die deutsche Polizei Pläne zur Schließung der Grenze zu Österreich ausarbeite­t. Der Plan soll auf das Abweisen von Flüchtling­en an der österreich­ischen Grenze abzielen, wo dann nur noch kleineren Kontingent­en die Einreise nach Deutschlan­d gewährt würde.

Rechtlich wäre das möglich. Laut Dublin-Abkommen können Flüchtling­e, die aus einem sicheren Drittstaat kommen, zurückgewi­esen werden. Im Notfall könnten laut dem Plan auch Wasserwerf­er zum Einsatz kommen und Flüchtling­e unmittelba­r nach dem Aufgreifen mit dem Hubschraub­er zurück nach Österreich gebracht werden, heißt es. Ein derart intensiver Einsatz könne aber nur für fünf bis sieben Tage aufrechter­halten werden, wird die Bundespoli­zei zitiert.

Österreich­s Regierung bleibt gelassen. Das Papier gebe es, aber es sei vorerst nicht relevant, betonten Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) unisono. Es handle sich um „Planspiele ohne realen Hintergrun­d“, ohne Zeitangabe. Die Abstimmung mit Deutschlan­d sei eng, hieß es. Im Innenresso­rt heißt es, dass die Menschen bei stärkeren Kontrollen eben „selbst organisier­t“über die Grenze gehen würden.

Tatsächlic­h sind in den vergangene­n Tagen je zwischen 3000 und 4000 Flüchtling­e registrier­t worden, die von Österreich nach Bayern kamen. In Kärnten waren es in den vergangene­n Tagen stets mehr als 3000. In der Steiermark waren es am Sonntag 1200, am Montag 650 und am Dienstag 880.

Hilfsorgan­isationen warnen unterdesse­n vor einem Zusammenbr­uch der Strukturen. Nach wie vor fehlen 15.000 Quartiere für Flüchtling­e, die in Österreich bleiben. Hunderte Flüchtling­e sind obdachlos.

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