Viel Arbeit auf vielen Baustellen
RICHARD WIENS WIEN. Nach der Grundsatzentscheidung, das Geschäft mit Privatkunden in der Bank zu behalten, statt es zu verkaufen, steht bei der Bank Austria ein umfangreicher Umbau im Österreich-Geschäft an. Das aktuell 190 Zweigstellen umfassende Netz wird deutlich gestrafft, in drei Jahren wird die Bank Austria in ganz Österreich nur mehr mit 120, dafür größeren Filialen vertreten sein. Im Gegenzug sollen das Online-Banking ausgebaut und die Produktpalette gestrafft werden. Damit gehen massive Kosteneinsparungen einher, bis 2018 sollen die Gesamtkosten im Österreich-Geschäft von 1,6 Mrd. Euro (per Ende 2014) dauerhaft um 300 Mill. Euro gesenkt werden. Der größere Teil (rund 60 Prozent) entfällt auf Personalkosten, daher wird es auch zu einer deutlichen Verringerung des Personalstandes kommen. Wie groß der personelle Aderlass sein wird, wollte Vorstandschef Willibald Cernko am Dienstag nicht beantworten. „Wir verfolgen ein Kosten- und Ertragsziel, aber kein Köpfeziel.“Derzeit beschäftigt die Bank Austria in Österreich rund 9000 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel im Segment mit Privatkunden und Kleinbetrieben.
Die Bank macht damit aber Verluste, darauf müsse man reagieren, sagte Cernko. Ab 2018 soll dieses Segment wieder profitabel sein. Die Kosten-Ertrags-Relation im gesamten Kundengeschäft in Österreich (inklusive Firmenkunden, Investmentbanking und dem Geschäft mit vermögenden Privatkunden) soll bis zum Jahr 2018 von 80 auf 60 Prozent sinken. Auf das dort eingesetzte Kapital sollen dann 13 statt bisher 5 Prozent verdient werden.
Ein wichtiger Teil der Kostensenkungen rührt daher, dass bei den Pensionsansprüchen von 3300 aktiven Mitarbeitern der Bank „Normalität einkehrt“, wie es Cernko formulierte. Für diese Gruppe (Ex-Mitarbeiter der Zentralsparkasse und der Creditanstalt) zahlt die Bank infolge gesetzlicher Sonderregelungen und Betriebsvereinbarungen die Pensionen zur Gänze selbst und hat dafür in der Bilanz Rückstellungen von 2,1 Mrd. Euro gebildet.
Die Ansprüche dieser Personengruppe sollen allerdings in das normale ASVG-Pensionssystem übertragen werden, eine Punktation für eine Betriebsvereinbarung sei am Montag mit dem Betriebsrat unterschrieben worden, sagte Cernko. Die genauen Modalitäten des Übergangs werde man in den nächsten Wochen „auf Augenhöhe“verhandeln, es werde jedenfalls „einen fairen Ausgleich geben“. Dabei gehe es nicht um Golden Handshakes, sondern um das finanzielle Abgelten von Sonderrechten in der Krankenversicherung oder bei der Entgeltfortzahlung. Dies werde voraussichtlich in Form von Einmalzahlungen erfolgen, sagte Cernko.
Der Übergang soll im April 2016 erfolgen. Bis dahin soll geklärt sein, wie viel Geld übertragen werden muss, damit die Ansprüche finanziert werden können. Laut Cernko sollten die 2,1 Mrd. Euro jedenfalls reichen. Durch den Umstieg auf ein System mit laufender Beitragszahlung erwartet sich die Bank pro Jahr Einsparungen „in Höhe eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrags“.
Nicht angetastet wird das „Definitivum“, die letzten dieser vor Kündigung besonders geschützten Mitarbeiter werden die Bank 2042 verlassen. Nichts ändert sich laut Cernko auch für die rund 6800 Pensionisten der Bank, „sie sind von den Änderungen nicht betroffen“.
Der unvermeidliche Abbau Hunderter Stellen soll laut Cernko ohne betriebsbedingte Kündigungen abgehen, „ich bin überzeugt, dass wir das schaffen“. Er verwies darauf, dass bis 2018 allein 700 bis 800 Mitarbeiter in Pension gehen, 250 Jobs fallen bei der Immobilien-Holding weg, deren Besitztümer nach und nach verkauft werden. Eingespart werde aber nicht nur in den Filialen, sondern auch in der zentralen Verwaltung. Und auch beim Vorstand, Details dazu gebe es „zu einem späteren Zeitpunkt“, sagte Cernko. Das Privatkundengeschäft zu behalten „war die von mir präferierte Alternative“, sagte BankAustria-Vorstandschef Willibald Cernko am Dienstag. Aber das bedeute, dass man mit dem Quersubventionieren Schluss und die Hausaufgaben mache. Fakten und gute Argumente hätten den Ausschlag gegeben, sagte Cernko, und nicht ein Diktat aus Mailand. „Ich möchte mit der Vorstellung aufräumen, dass jemand anruft und sagt: Sie haben das und das zu tun.“ Das Geschäft in Osteuropa soll bekanntlich künftig von Mailand aus gesteuert werden. Einfach werde die Verlagerung von Wien nicht, sagt Cernko, „nach zweieinhalb Jahrzehnten zieht man nicht einfach den Stecker“. Das werde eine große Aufgabe in den nächsten Monaten, er sehe allerdings „gute Chancen, dass sehr viele Kompetenzen in Wien erhalten werden können“. Es geht um die Stellen von mehr als 500 Mitarbeitern, die mit Steuerungsaufgaben für das Ostgeschäft befasst sind, diese Jobs will man in Wien halten.