Porsche Austria startet Rückruf Ende Jänner
388.000 manipulierte heimische VW kommen in drei Wellen in die Werkstätten. Die Kosten trägt zur Gänze der Konzern in Wolfsburg.
WIEN. Porsche-Holding-Vorstandssprecher Alain Favey bestätigt, was der neue Konzernvorstand Matthias Müller schon in einem SN-Interview angekündigt hatte. „Alle Nachrüstungen werden Ende 2016 beendet sein.“Die Rückrufaktion der von Abgasmanipulationen betroffenen 388.000 Pkw startet mit der vierten Kalenderwoche des neuen Jahres. Einbrüche wegen des Abgasskandals habe es nicht gegeben, „nur eine kurze kleine Delle“. Für 2016 rechnet Favey „mit stabilen Verhältnissen“.
Es geht um Fahrzeuge mit drei Dieselmotortypen der Euro-4/5-Generationen wegen manipulierter Stickoxid-Emission. Die Rückrufe beginnen Ende Jänner mit Fahrzeugen mit 2,0-Liter-TDI – gut 60 Prozent der betroffenen Autos –, die ebenso wie die 1,2-Liter-Dreizylinder-TDI (1,7 Prozent, ab Kalenderwoche 22) nur eine Software-Aktualisierung benötigen.
Komplizierter wird es ab Kalenderwoche 39 für die 1,6-Liter-TDI (37,6 Prozent), die ein Soft- und Hardware-Update brauchen. „Auch hier wird die Arbeit weniger als eine Stunde dauern“, sagte Favey am Dienstag in Wien. Kunden würden dazu mit maximal drei Briefen verständigt. Wer dem Rückruf nicht Folge leistet, wird der Behörde gemeldet. Im Zuge des Rückrufs werde man nicht nur Ersatzmobilität anbieten, sondern auch Umstiegsmöglichkeiten durch Eintauschofferte und Finanzierungsmodelle.
Der zusätzliche Arbeitsaufwand in den Werkstätten soll sich auf 4,2 Prozent der 2014 von allen Porscheeigenen und unabhängigen Servicepartnern geleisteten 5,4 Mill. Arbeitsstunden belaufen. „Das ist für jeden Betrieb verkraftbar“, meinte Favey. „Sämtliche Kosten trägt wie angekündigt der Konzern“, betont er erneut.
Als „geklärt“sieht Favey im November aufgetauchte Vermutungen von ebenfalls unkorrekten CO2- Angaben: Betroffen seien in Österreich lediglich fünf selten verkaufte Modelle mit einer Stückzahl von 336. Das seien 0,85 Prozent der Auslieferungen dieser Modelle. Finale Überprüfungen liefen noch. Die Dreiliter-V6-TDI, die in den USA ins Zwielicht gerieten, seien in Europa überhaupt nicht betroffen.
Als Konsequenz aus den Manipulationen startet Volkswagen in Österreich 2016 mit einer Offensive in Elektromobilität: Der rein elektrische Golf kommt zum Kampfpreis von 23.525 Euro statt 36.730 Euro Listenpreis (inklusive Förderungen, für Unternehmer). Für Privatkunden wird es ein Leasingangebot um 320 Euro pro Monat geben – und für alle ein Jahr Strom gratis. Favey erhofft eine Verdopplung der heuer in Österreich verkauften 200 e-Golf.
2015 wird ein neues Rekordjahr für Europas größten Autohändler, der sein internationales Portfolio um Bosnien erweiterte. Heuer werden weltweit 664.000 Neuwagenauslieferungen im Groß- und Einzelhandel erwartet (plus 6,5 Prozent zu 2014). Die Zahl der Händlerstandorte stieg um 36 auf 628, die der Mitarbeiter um 700 auf 33.000. Der Marktanteil stieg um 1,1 Punkte auf 17,6 Prozent.
In Österreich erwartet Favey wie im Vorjahr rund 305.000 Neuzulassungen – bis Ende November hält die VW-Gruppe dabei 34,8 Prozent Marktanteil und vier Marken in den Top Ten, „der vierthöchste Anteil der Unternehmensgeschichte“.
„Es gab nur eine kurze kleine Delle.“