Das Handy fliegt aus China ein
AliExpress statt Amazon: Asiatische Webshops liegen im Trend. Doch lohnt sich der China-Kauf?
SCHENZHEN. Dominik ist ein Technik-Fan. Wenn er sich ein neues Handy kauft, darf es nicht ein iPhone oder ein Samsung Galaxy sein, sondern etwas Außergewöhnliches. Etwa das Lenovo Vibe Shot, ein Smartphone mit besonders guter Kamera. Das Problem: LenovoHandys werden in Europa nicht verkauft. Dennoch liegt das Vibe Shot mittlerweile auf Dominiks Wohnzimmertisch. „Ich habe es mir auf AliExpress (ein chinesisches Onlineportal, Anm.) bestellt. Nach rund einer Woche war es da.“
Dominik ist nicht der einzige Österreicher, der asiatische Webshops nutzt. Sowohl die Arbeiterkammer als auch die Zoll-Auskunftsstelle bestätigen, dass es immer öfter Anfragen zu Onlinebestellungen aus China gibt. Doch lohnt es sich, auf chinesische Anbieter zu setzen? Und sind die Käufe überhaupt legal? „Prinzipiell steht es Ihnen frei, wie Sie ein Produkt beziehen“, sagt Daniela Zimmer, Internetexpertin bei der Arbeiterkammer Wien. „Kritisch wird es jedoch, wenn Sie gefälschte Produkte erwerben.“Laut AK kommt es häufig vor, dass Produkte aus Asien beim Zoll hängen bleiben. Konkret werden die suspekten Päckchen von den Zollbeamten geöffnet und anhand der Registriernummer des Geräts kontrolliert. Sollten die Beamten den Eindruck haben, das Produkt sei gefälscht, wird es an den Hersteller weitergeleitet. Sollte sich das Handy dann als Fälschung herausstellen, wird es vernichtet. „Bei Onlinebestellungen innerhalb Europas gilt der Käuferschutz nach EU-Recht. Dieser fällt bei Asien-Käufen freilich weg“, sagt Zimmer. Der Tipp der Expertin: „Wenn Sie Zweifel an der Seriosität des Verkäufers haben, sollten Sie sich das Impressum anschauen, nach dem Verkäufer googeln und auch bei uns nachfragen.“
Selbst wenn man mit diesen Risiken leben kann, sollte man sich den Kauf auf AliExpress oder ähnlichen Plattformen gut überlegen – aus finanziellen Gründen. Der Import von Unterhaltungselektronik, also Smartphones, Laptops etc., ist zwar zollfrei. Doch bei Käufen in NichtEU-Ländern fällt grundsätzlich eine Einfuhrumsatzsteuer von 20 Prozent an. Dazu kommen noch die Bearbeitungsgebühren, die der jeweilige Lieferservice verrechnet. Für welchen Paketdienst man sich entscheidet, wird einem auf den meisten Plattformen freigestellt. Der Import über Services wie DHL kostet meist mehr, dafür wird innerhalb weniger Tage geliefert. Wer auf die (chinesische) Post setzt, zahlt weniger, muss aber in den meisten Fällen wochenlang auf sein Paket warten.
Damit die Gesamtrechnung dennoch aufgeht, muss das Produkt schon deutlich günstiger sein als hierzulande. Doch das ist nur selten der Fall: Westliche Originalprodukte, etwa ein neues iPhone, kosten über AliExpress ähnlich viel. Einzig chinesische Produkte, das neueste Huawei- oder ZTE-Smartphone, kann man mit etwas Geschick günstiger erwerben. Aber Achtung: Viele der Preise beziehen sich auf den Großhandel, werden also erst ab einer gewissen Stückzahl schlagend.
Selbst Lenovo-Käufer Dominik ist kein Verfechter von Online-Käufen aus China. Diese sind für ihn nur dann sinnvoll, wenn es um Produkte geht, die es bei uns nicht gibt. Und selbst dann muss man mit gewissen Risiken leben: „Es kann freilich sein, dass man die Bedienersprache nicht auf Deutsch umstellen kann oder man keine Updates bekommt.“Bei Dominiks Lenovo sei sogar Spyware installiert gewesen, also Software, die die Daten des Nutzers an Dritte weitergibt: „Da muss man dann halt wissen, wie man so was löscht. Auf irgendwelche Serviceleistungen sollte man bei Käufen dieser Art nicht bauen.“