Große Masten und viele kleine Erdkabel
Am ersten Teil der Stromautobahn im Flachgau sind die „Kabelkämpfer“längst gescheitert. Aber im letzten Moment haben sie wenigstens ein schönes Trostpflaster bekommen.
Nach dem Bau der neuen 380-kV-Freileitung von Elixhausen nach Kaprun werden viele Kilometer andere Stromleitungen abgebaut. Damit argumentieren die Projektbetreiber, aber auch die Landesregierung, die das umstrittene Vorhaben nun genehmigt hat.
Im ersten Abschnitt der Leitung, der bereits seit 2011 in Betrieb ist, wurde nicht nur die alte 220-kV-Leitung demontiert. Flachgauer Gemeinden konnten außerdem erreichen, dass viele kleine Leitungen im Erdboden verschwunden sind. Sie hatten ursprünglich vehement das 380kV-Erdkabel gefordert. Bekommen haben sie die Freileitung mit großen neuen Masten, aber dafür die Verkabelung der anderen Stromleitungen. Heuer wurden diese Verkabelungen, wie vereinbart, abgeschlossen.
Der Berndorfer Bürgermeister Josef Guggenberger (ÖVP), Landesbediensteter und Landwirt, war der „Kabelvorkämpfer“unter den betroffenen Ortschefs. Als Privatperson ließ er sich im Kampf gegen die Freileitung am Ende sogar enteignen. Als Gemeindepolitiker hat er letztendlich die ungeliebte 380-kV-Leitung akzeptiert. „Im letzten Abdruck, als in Obertrum die Leitung schon in Bau war, hat mich Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber besucht, damit ich ihm die Situation zeigen konnte“, erinnert sich Guggenberger. „Er ist bei mir in der Stube gesessen.“Der hohe Besuch brachte ein Ergebnis. „Er hat Ja gesagt.“Anzengruber habe ihm zugesagt, dass – wenn schon das 380-kV-Kabel nicht zu verwirklichen sei – „zumindest die alten kleinen Leitungen eingegraben werden“, so der Ortschef. Diesen „Deal am Schluss“habe er schon drei Jahre zuvor im Hinterkopf gehabt. Guggenberger ließ von der Salzburg AG schätzen, wie viel es kosten würde, knapp 16 Kilometer kleine Leitungen im Gemeindegebiet in die Erde zu verlegen. Die Schätzung habe eineinhalb Millionen Euro ergeben.
Die Verbund-Tochterfirma Austrian Power Grid (APG) habe sich verpflichtet, im Vereinbarungsweg mit der Salzburg AG bis Ende 2015 in der Gemeinde Berndorf 15,8 Kilometer 30-kV-, 10kVund Niederspannungs-Freileitungen abbauen und verkabeln zu lassen. Die Salzburg AG habe sich bereit erklärt, diese ihre Leitungen unterirdisch zu verlegen. Das war der Gemeinde viel lieber als die angebotenen 69.000 Euro pro Kilometer 380kV-Leitung (in Berndorf seien es 2,2 km). Der Bürgermeister sieht es rückblickend so: „Ich habe die Gunst der Stunde genutzt. Die weiteren vom Bau des ersten Abschnittes betroffenen Gemeinden Seeham, Obertrum, Seekirchen und Elixhausen haben sich dieser Vereinbarung mit der APG im Dezember 2009 angeschlossen und dafür ebenfalls auf etwaige Ausgleichszahlungen für Infrastruktur- und Landschaftsinanspruchnahme verzichtet.“