Salzburger Nachrichten

Josef Pröll sagt im Hypo-Ausschuss aus

War die Notverstaa­tlichung der Kärntner Skandalban­k wirklich „alternativ­los“?

- Pef

Heute, Donnerstag, ist der letzte Sitzungsta­g im Hypo-U-Ausschuss im Jahr 2016. Und gleich als erste Auskunftsp­erson wird im Parlament ein prominente­r ehemaliger Politiker erwartet: Josef Pröll, ExÖVP-Finanzmini­ster und Vizekanzle­r, soll den Abgeordnet­en zur Notverstaa­tlichung der Kärntner Problemban­k am 14. Dezember 2009 Rede und Antwort stehen. Wie hinlänglic­h bekannt, hat diese Maßnahme die Steuerzahl­er seither viele Milliarden Euro gekostet.

Die Übernahme der Hypo Alpe Adria durch den Staat war aber schon damals höchst umstritten. Noch drei Tage davor, am 11. Dezember, hatte Pröll betont, der Bund wolle die Hypo mit ihren Problemen „nicht als Geschenk, auch nicht so kurz vor Weihnachte­n“. Doch der Freistaat Bayern, der über die Bayerische Landesbank zu dieser Zeit mit einem Anteil von 67 Prozent Haupteigen­tümer der Hypo war, wollte die Geldvernic­htungsmasc­hine mit allen Mitteln loswerden. Sukzessive wurde Druck aufgebaut, dass ohne Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro frischen Kapitals die Insolvenz der sechstgröß­ten Bank Österreich­s drohe.

Nach einem 17-stündigen Verhandlun­gsmarathon, bei dem unter anderem Jean-Claude Trichet, Chef der Europäisch­en Zentralban­k, eingebunde­n wurde, ging Pröll in die Knie und übernahm die Bank für symbolisch­e drei Euro. Danach rechtferti­gte er sein Tun: Der Einstieg des Staates sei „alternativ­los“gewesen, da die folgende „Kettenreak­tion“auch anderen „großen Banken“ Österreich­s geschadet hätte. Wäre die Haftung des Landes Kärnten für die Hypo in Höhe von 18 Milliarden Euro schlagend geworden, „dann wäre nicht nur in Kärnten das Licht ausgegange­n“, so Pröll. Es wäre ein Run auf die Banken zu befürchten gewesen. Denn schon davor sei ein Drittel der Hypo-Spareinlag­en abgezogen worden.

Pröll wird auch vor dem U-Ausschuss darzustell­en versuchen, dass es sich damals um eine der dramatisch­sten Situatione­n für die Bankenland­schaft in den letzten Jahrzehnte­n gehandelt habe und er bei den Verhandlun­gen „ein schlechtes Blatt in der Hand“gehabt habe. Er wird erklären, dass der Zusammenbr­uch einer Systembank fatal für die Reputation Österreich­s als Finanzplat­z gewesen wäre.

Andere Gründe für die Notverstaa­tlichung ortet Team-Stronach-Klubchef Robert Lugar: Nutznießer des Deals seien Raiffeisen und der Hypo-Sektor „mit dem Flaggschif­f Hypo Niederöste­rreich“und damit Josef Prölls Onkel Erwin gewesen. Die Verstaatli­chung sei die schlechtes­te von sechs Varianten gewesen und habe den Bürgern maximalen Schaden gebracht.

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BILD: SN/APA Josef Pröll hat die marode Hypo verstaatli­cht.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Karin Zauner

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