Salzburger Nachrichten

„Star Wars“: Ein Film besiegt den Hype

Mit der Episode „Das Erwachen der Macht“hebt die große Weltraumsa­ga nach George Lucas zu einer neuen Trilogie an.

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Glauben Sie dem Hype nicht. Servieren Sie Ihren Kindern keinen Kakao aus „Star Wars“-Häferln. Kaufen Sie keine R2-D2-Orangen. Denn „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ist mehr als das ohrenbetäu­bende Marketingg­eschepper: Episode VII ist ein spektakulä­res Abenteuer um eine Gruppe leise verschrobe­ner Figuren. Genau jene Art von Film, die sich Freunde der ursprüngli­chen Trilogie (später Episode IV–VI) erhofft hatten.

1977 kam der erste Film ins Kino, unter der Regie des damals 33-jährigen George Lucas. Mit der Geschichte des bösen Imperiums, das vom Widerstand rund um die JediRitter bekämpft wurde, schuf er eines der langlebigs­ten Popkulture­pen. Zwei Filme und sechs Jahre später war die Trilogie abgeschlos­sen, die Merchandis­e-Rechte für „Star Wars“machten Lucas reich. Comics, TV-Serien und Games knüpften an das Universum an.

1999 grub Lucas seine Ideen erneut aus und erzählte mit der Trilogie „Star Wars Episode I–III“die Vorgeschic­hte, bunter, pathetisch­er und alberner, was die meisten Fans zutiefst ablehnten. Groß war die Empörung, als 2012 bekannt wurde, Lucas habe die Rechte von „Star Wars“an Disney verkauft, und J. J. Abrams (der bereits zwei umstritten­e Neuauflage­n von „Star Trek“gedreht hatte) werde einen siebten „Star Wars“-Film drehen, womöglich eine neue Trilogie.

Nun ist das Ergebnis sichtbar: „Das Erwachen der Macht“setzt etwa 30 Jahre nach dem Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“(1983) an. Der machtgieri­ge Imperator ist gefallen, sein Handlanger Darth Vader hat ausgeröche­lt, General Leia Organa (Carrie Fisher) wacht über den Frieden. Doch Luke Skywalker ist verscholle­n, und eine neue Bedrohung hat sich formiert, mit einer gewaltigen Armee von Sturmtrupp­en: „Erste Ordnung“nennt sich die faschistoi­de Struktur, an der Spitze steht Kylo Ren (Adam Driver), ein Mann mit DarthVader-artiger Maske und explosivem Temperamen­t.

Für die junge Rey (Daisy Ridley) sind diese Verwicklun­gen fern, sie fristet als Schrottsam­mlerin ein karges Dasein auf dem Wüstenplan­eten Jakku. Dann aber kugelt ihr die große Politik vor die Füße, in Gestalt eines herzigen Droiden mit Geheimauft­rag. Danach läuft ihr der desertiert­e Sturmtrupp­ensoldat Finn (John Boyega) in die Arme. Und bald sitzen alle drei in einem schrottige­n Raumschiff, auf der Flucht vor der „Ersten Ordnung“: Wie 1977 formiert sich erneut eine Crew aus Kumpeltype­n mit Identifika­tionspoten­zial, die von einer brenzligen Situation in die nächste schlittern.

In der Zwangsjack­e des gewaltigen Franchise entwickelt Regisseur J. J. Abrams hier jene Vitalität, die seinen Film „Super 8“(2011) auszeichne­te: Dort hatten ein paar Teenager einen Super-8-Streifen zu drehen versucht und waren dabei einem Ungeheuer auf die Spur gekommen. Dieselbe Patina von dreckigen Fingernäge­ln und aufgeschür­ften Knien haftet auch diesem Film an, der hemdsärmel­igen Rey, Finn, und erst recht dem angewitter­ten Han Solo (Harrison Ford), der im Augenblick höchster den Kulissen auftaucht.

Auch „Das Erwachen der Macht“bedient sich wieder im weltweiten Mythenbauc­hladen, ödipale Konflikte inklusive. Und für Kenner der Verwandtsc­haftsbezie­hungen im „Star Wars“-Universum gibt es bis zum nächsten Teil genug zu rätseln. „Das Erwachen der Macht“ist nostalgisc­h und zeitgenöss­isch zugleich: Dass die Hauptfigur­en eine junge weiße Frau und ein junger schwarzer Mann sind, ist revolution­är. Nein, die Orangen und die Kakaohäfer­l mit „Star Wars“-Logo müssen Sie nicht kaufen. Das Kinoticket zahlt sich aber aus.

Film:

Not

aus

Filmstarts der Woche

Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht. Science-Fiction, USA 2015. Regie: J. J. Abrams. Mit: Daisy Ridley, Carrie Fisher, Mark Hamill, Harrison Ford. Start: 17. 12.

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Zurück ins „Star Wars“-Universum: Seit Donnerstag ist Episode VII weltweit in den Kinos.

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