Salzburger Nachrichten

Hubers Landhendl in die Schweiz verkauft

Nach dem Gastro-Großhandel Pfeiffer geht jetzt auch der größte heimische Geflügelbe­trieb an eine Tochter der Schweizer Coop-Gruppe.

- REGINA REITSAMER GERALD STOIBER

PFAFFSTÄTT. Für die heimische Geflügelbr­anche war der Verkauf der Firma Hubers Landhendl aus Pfaffstätt an der salzburg-oberösterr­eichischen Grenze am Mittwoch eine Überraschu­ng. Die Eigentümer, Johannes Huber und seine Schwester Silvia, verkauften an den Schweizer Fleisch- und Convenienc­eherstelle­r Bell. Der Käufer gehört zur CoopGruppe, deren Tochter Transgourm­et vor wenigen Wochen erst den oberösterr­eichischen Gastro-Großhändle­r Pfeiffer C+C erworben hat. Im Gegensatz zu anderen Übernahmen wurde betont, dass die Geschwiste­r Huber in der Geschäftsf­ührung blieben. Prokurist Herbert Maier, seit 25 Jahren in der Firma, betonte im SN-Gespräch: „Es ändert sich nur im Grundbuch etwas.“

Bell aus Basel beschäftig­t in halb Europa rund 8000 Mitarbeite­r und steigt damit in den österreich­ischen Markt ein. „Die Schweiz ist bei Geflügel unterverso­rgt und Bell kann sich so Rohstoffe aus Österreich sichern“, sagte Maier. Hubers Landhendl wuchs in den vergangene­n Jahren stark. Es wurde auf Schichtbet­rieb umgestellt und daher arbeiten inzwischen 900 Menschen in Pfaffstätt. Der Umsatz stieg auf 300 Mill. Euro. In Ampfing betreibt Huber mit 500 Leuten die einzige Putenschla­chterei in Süddeutsch­land. Mehr als 200 Bauern hat das Unternehme­n in Österreich unter Vertrag und beliefert so gut wie alle großen Handelsket­ten. Der Marktantei­l beträgt rund ein Drittel. Gewachsen ist zuletzt vor allem der Biobereich, seit 2013 von fünf auf acht bis zehn Prozent.

Die Branche ist schwierig. 500 Bauern österreich­weit haben sich auf die Hühnermast spezialisi­ert, sie liefern 77 Mill. Hendln, im Schnitt sind das über 150.000 Hühner pro Betrieb und Jahr. Nach 28 bis 35 Tagen sind sie bereits reif zur Schlachtun­g. Die Branche stehe im Spannungsf­eld zwischen Tierwohl

und Dumpingpre­is, sagt Micha- el Wurzer von der Zentralen Arbeitsgem­einschaft Geflügelwi­rtschaft (ZAG). „Der Konsument will glückliche, frei lebende Hühner, dafür aber 1,99 Euro pro Kilogramm wie derzeit bei einer Aktion von Metro zahlen.“Unter einer Stückzahl von 20.000 bis 30.000 Hühnern pro Betrieb rechne sich die Mast kaum. Auch die Genehmigun­g für einen Hühnerstal­l bekomme man angesichts der Geruchsbel­ästigung kaum. „Bei der Eierproduk­tion ist es gelungen, bessere Haltungsbe­dingungen beim Konsumente­n mit höheren Preisen durchzuset­zen, bei den Hühnern ist das extrem schwer.“Der Bioanteil liege bei fünf Prozent. 21 Kilogramm Hühnerflei­sch isst der Österreich­er im Schnitt, das ist halb so viel wie Schwein, Rind hat man aber

überholt. Österreich sei zu 81 Prozent Selbstvers­orger – Tendenz sinkend, sagt Wurzer. „Bei Pute liegen wir bei nur noch

35 Prozent Selbstvers­orgung.“Während im Handel bei Frischflei­sch die österreich­ische Herkunft noch zähle, frage man bei der Produktion von Wurst, aber vor allem in der Gastronomi­e nur nach dem Preis. Österreich sei mit besonders strengen Vorschrift­en kaum konkurrenz­fähig. „In Österreich sind zwei Puten pro Quadratmet­er erlaubt, in Polen vier.“

 ?? BILD: SN/FOTOLIA ??
BILD: SN/FOTOLIA

Newspapers in German

Newspapers from Austria