Weniger Firmen gingen 2015 pleite
Wegen Zielpunkt waren mehr Mitarbeiter betroffen als im Vorjahr.
Auch wenn die Großpleite der Lebensmittelkette Zielpunkt alles überschattet und auch Unternehmen wie bauMax (Zerschlagung), die Fluglinie InterSky oder die börsenotierte Teak Holz wirtschaftlich scheiterten: Im Jahr 2015 ging die Zahl der Firmenpleiten deutlich zurück. Laut Hochrechnung des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV) schlitterten heuer 5126 heimische Betriebe in die Pleite, um 5,5 Prozent weniger als im Jahr davor. Die Gesamtverbindlichkeiten fielen um etwa 17 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro. Mit ihren 2700 Mitarbeitern sorgte die Handelskette Zielpunkt allerdings dafür, dass die Zahl der von einer Insolvenz betroffenen Dienstnehmer um 1,4 Prozent auf 21.200 Personen stieg. Ohne den „Zielpunkt-Effekt“wäre die Zahl der von der Pleite ihres Arbeitgebers betroffenen Dienstnehmer um elf Prozent gesunken.
Mit Passiva von 237 Mill. Euro war Zielpunkt die mit Abstand größte Pleite, dahinter folgte die oberösterreichische Landmaschinenfirma BISO Schrattenecker (68,3 Mill. Euro), die QuadraCir Beteiligungs GmbH (55,2 Mill.), die HanloFirmengruppe (44,3 Mill.) und die Bäckereigruppe Pan & Co (40,7 Mill.). Im Muster der ZielpunktPleite kann KSV-Experte Hans-Georg Kantner übrigens keinen echten „Masterplan“erkennen. Eine Analyse aus 24 Jahren Erfahrung mit Insolvenzeröffnungen zeige eine klare Häufung in den Sommermonaten sowie vor allem im Dezember, insbesondere bei mitarbeiterstarken Unternehmen. Ein „Zusammenhang mit den Sonderzahlungen für Mitarbeiter, die im Juni und November fällig sind“, sei hier naheliegend, meint Kantner. Der KSVExperte führt den Rückgang der Insolvenzzahlen auf „eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen“zurück. Tiefe Rohstoffpreise und anhaltend niedrige Zinsen dürften die Zahl der Firmenpleiten auch im kommenden Jahr nicht wesentlich ansteigen lassen.
Außer Wien verzeichneten alle Bundesländer teils deutliche Rückgänge bei den Firmeninsolvenzen. Tirol (–27 Prozent) und Vorarlberg (–18 Prozent) profitierten besonders vom Tourismus und einer starken Ausrichtung auf den Export.
Ein anderes Bild ergab sich bei den Privatkonkursen. 8891 Personen mussten sich auf diese Weise entschulden, das bedeutet einen Anstieg um 5,7 Prozent. Insgesamt beliefen sich alle Schulden zusammen auf 1,14 Mrd. Euro, das sind um vier Prozent mehr als 2014.
Wer Privatkonkurs beantragte, war im Schnitt mit 128.670 Euro verschuldet. Mehr als doppelt so hoch – 290.000 Euro – liegt allerdings die Verschuldung ehemaliger Selbstständiger. Sie machen mit 29 Prozent rund ein Drittel der Betroffenen aus.