Österreichs Albtraum: Die Saslong
Ich kenne keinen Abfahrer, der nicht gern ins Grödnertal fährt. Auch ich war immer gern dort, allerdings eher aus kulinarischen Gründen und wegen der Weihnachtsstimmung. Und wegen der vielen Fans. Nur: Das Rennfahren hat mir auf der Saslong nie so richtig viel Spaß gemacht. Nicht, dass es keine Herausforderung wäre – die Kamelbuckel waren und sind immer eine Überwindung. Es geht eher um die ewige Frage: Wie kann man hier schnell sein? Das Problem, mit dem ich offenbar als Österreicher nicht allein war und bin, ist, dass es auf diese Frage keine letztgültige Antwort gibt. Auf der Saslong hängt viel von der Startnummer ab, vom Wind. Es hängt viel vom Material ab. Es hängt viel vom Gleitvermögen im oberen Teil ab – obwohl: Das Flachstück hängt, also kann man gar nicht wirklich gleiten. Der Rest? Ski laufen lassen. Man kann hier nicht überall sagen, welche Linie mit Sicherheit die schnellste ist. Manche fahren weit um die Ciaslat – und sind schnell. Manche eng – und sind auch schnell. Es gibt hier das Phänomen, dass einige die Ski anschnallen und wissen: Da bin ich schnell, egal was passiert. So wie Franz Klammer, Kristian Ghedina, Antoine Dénériaz einst und Steven Nyman, Kjetil Jansrud und natürlich Aksel Lund Svindal heute.
Die Regel ist klar: Auf der Saslong kannst du es nicht erzwingen. Vielleicht ist das der Grund, warum es bei den Österreichern hier einfach nicht so gut läuft. Die meisten schaffen es an den entscheidenden Stellen nicht, das Maß zwischen Attacke und Gefühl zu finden. Vorbild könnten die Norweger sein. Da sind im Normalfall zwei vorn, wenn es gut läuft, mit Aleksander Aamodt Kilde bald sogar drei.