Trainieren für das Gymnasium
Welche Schule ist die beste für mein Kind? Diese Frage stellen sich gerade in diesen Tagen viele Eltern. Nach der Neuen Mittelschule ist der Weg an die AHS nicht immer einfach.
Große Pause im Sport- und Musik-Realgymnasium in Salzburg. Schülerinnen und Schüler hocken in der Pausenhalle auf dem Boden. An der Fensterfront stimmen drei Schülerinnen mit Geige, Cello und Klavier ein schottisches Volkslied an.
„Adventkalender“: So heißt die tägliche, von Schülern organisierte Musikeinlage in der Pause. Die Töne werden von den drei jungen Musikerinnen fein säuberlich intoniert. Und das Schülerpublikum ringsum und oben auf der Galerie hört aufmerksam zu.
Wer hier zur Schule geht, muss sehr musikalisch sein – oder sportlich. Im Sport-RG gibt es schon in der Unterstufe sieben Stunden Sportunterricht pro Woche.
Hat man nach der Neuen Mittelschule überhaupt eine realistische Chance, hier die Oberstufe zu besuchen? Ja sicher, sagt Direktor Jochen Gaderer. „Wir haben etliche Schüler, die nach der Hauptschule oder Neuen Mittelschule zu uns gekommen sind.“Allerdings müssten sie das entsprechende Talent mitbringen.
Viele Kinder, Jugendliche und auch Eltern grübeln in diesen Wochen, welche Schule für die Kinder die beste wäre. Schon in der Volksschule stellt sich in vielen Familien die Frage: Neue Mittelschule oder Gymnasium?
Von der Schulpolitik war in den vergangenen Jahren immer wieder zu hören, dass auch nach dem Besuch der Neuen Mittelschule den Jugendlichen alle Türen offen stünden. Doch das stimmt so nicht.
Wer etwa nach der NMS in das Sport-RG wechseln will, muss in den Jahren davor entsprechend trainieren. Bei der Aufnahmsprüfung werden Kraft, Ausdauer, Gymnastik und Geräteturnen geprüft. Schließlich wird schon in der siebten Klasse die Sportmatura abgelegt.
Bewerber für das Musik-RG müssen die entsprechende musikalische Begabung mitbringen und ein Instrument beherrschen. Manchen fällt das schwerer, manchen leichter. „Wenn jemand von einer MusikNMS kommt, kann er eins zu eins umsteigen“, sagt Gaderer. Die Zahl der Bewerbungen übersteigt jedenfalls das Platzangebot am Sportund Musik-RG. „Ich weiß, dass wir in der Unterstufe aktuell 120 Bewerbungen haben – für 50 Plätze“, sagt Gaderer. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre seien aber nur zwei Drittel der Bewerber wirklich geeignet. Die 20 Interessenten für die Oberstufe hätten, bei entsprechender Eignung, gute Aussichten auf einen Schulplatz.
Schwierig ist der Umstieg nach der vierten Klasse NMS in ein „normales“Gymnasium, weil dort schon ab der dritten Klasse eine zweite Fremdsprache unterrichtet wird. Und zwei Jahre in der NMS nebenher eine Fremdsprache erlernen – das machen nur wenige.
Tatsache ist, dass der Trend zum Gymnasium anhält. Das lässt sich auch an aktuellen Zahlen der Statistik Austria ablesen, wonach die Neuen Mittelschulen und Hauptschulen in den vergangenen zehn Jahren um sieben Mal mehr Schüler verloren haben (minus 22,7 Prozent) als die AHS-Unterstufe (minus drei Prozent). Kamen 2004/05 auf 100 AHS-Unterstufen-Schüler noch 232 Hauptschüler, betrug 2014/15 das Verhältnis 100 zu 185 – die SN berichteten.
Wer die AHS-Unterstufe besucht hat, geht oft dann auch weiter in die Oberstufe. 2013/14 traf das laut Bildungsstatistik auf sechs von zehn Viertklässlern zu, drei von zehn wechselten in eine berufsbildende höhere Schule (BHS). Neun von zehn ehemaligen AHS-Unterstufenschülern blieben also auf einem Bildungsweg, der zur Matura führt.
Auf ihre Hauptschulkollegen traf das hingegen nur zu 39,3 Prozent zu, von denen 7,6 Prozent in die AHS-Oberstufe wechselten. An den NMS sahen die Übertrittsquoten etwas besser aus. 45,9 Prozent besuchten eine höhere Schule, 9,6 Prozent davon die AHS-Oberstufe.