Das Wunder von Paris und unser Beitrag
Ob wir die Bezeichnung Homo sapiens verdienen, wird sich in naher Zukunft weisen.
Die Weltpresse jubelt über den Klimavertrag und sieht schon die Überwindung der Energiegewinnung durch Öl, Gas und Kohle am smogverseuchten Horizont leuchten. Manche Politiker verkünden mit Tränen in den Augen gar das „Wunder von Paris“. Na ja, es wurde auch höchste Zeit, dass sich jene Spezies auf diesem Planeten, die sich Homo sapiens, also „kluger und vernünftiger Mensch“nennt, offiziell eingesteht, dass das endgültige Durchsägen des eigenen Astes nicht die absolute Vollendung von Klugheit und Vernunft ist.
Mit dem Wort Wunder habe ich allerdings meine Probleme. Denn bei Wundern ist es ja meistens so, dass da jemand kommt und sie bewirkt, man selbst steht nur ergriffen daneben und wird Zeuge und Nutznießer. Das wird es diesmal sicher nicht spielen. Wenn das Klimawunder bewirkt werden soll, muss jeder seinen Beitrag dazu leisten, nicht nur im fernen China, sondern auch bei uns. Denn auch wir Alpenländler pflegen einen Lebensstil, der brutal gegen das Klima arbeitet – ein paar Beispiele:
Wir pulvern im Winter täglich die Energie von fünf Flusskraftwerken auf unsere Pisten, das Auto ist noch immer eine heilige Kuh, selbst der Gütertransport findet zunehmend auf der Straße statt. Der öffentliche Verkehr ist nach wie vor ein Stiefkind, denn wir stauen lieber mit immer größeren Spritfressern die Landschaft voll. Und diese Landschaft schützen wir glühenden Herzens vor Windrädern und Photovoltaikanlagen, während wir sie uns sonst mit Grauslichkeiten aller Art zupflastern lassen, ohne auch nur einen Mucks zu machen.
Und jene, die sich jetzt noch eine neue Ölheizung anschaffen, nur weil der Ölpreis gerade niedrig ist, sollen den Titel Homo sapiens bitte endgültig abgeben.