Wer darf die Skipiste nutzen?
Statt Tourengeher auszusperren, bieten einige Skigebiete ihnen etwas an.
Volle Parkplätze, Kolonnenverkehr auf der Piste, frei laufende Hunde: In Flachau war der Ärger über die Tourengeher groß. Das Skigebiet erteilte deshalb ein Pistenverbot. Das spaltete die Fronten: Die Abstimmung der „Salzburger Nachrichten“fiel knapp gegen eine Sperre aus. 57 Prozent der 1800 Befragten wollen, dass die Pisten für Tourengeher frei bleiben.
Wie kann man den Konflikt um den Schnee lösen? In Salzburg gibt es Beispiele, wo Tourengeher und Skifahrer friedvoll ins Tal wedeln. „Ein Verbot bringt nichts, wir müssen Anreize schaffen“, sagt etwa Peter Radacher. Er hat den Skitourenlehrpfad in Mühlbach errichtet. Der Pfad habe einen Vorteil: „Die Tourengeher steigen dort auf, wo es nicht stört.“Auf 280 Höhenmetern erklären Tafeln, wie der Sportler sein Material prüfen soll und was eine Spitzkehre ist.
In Rauris will die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes über Skitouren mehr Urlauber in das Gebiet locken. „Freilich ist uns der zahlende Gast wichtig“, sagt Alexandra Fankhauser. Aber Skitouren liegen im Trend und die Sportler zu vertreiben helfe niemandem. Den Tourengehern will sie Angebote machen: Die Skitourenkarte inkludiere etwa eine Übernachtung sowie eine Punktekarte. Wer sich nicht zutraut, auf den Gipfel aufzusteigen, könne bis zur Mittelstation fahren. Apropos Aufstieg: Rauris eröffnet zwischen 6. und 10. Jänner zwei neue Routen. „Über Jahre gab es keine Regeln. Deshalb haben wir gemeinsam mit den Hochalm- bahnen die Strecken markiert.“
Die Ferienregion Lungau setzt auf Nachtskitouren. Am Montag können Sportler auf die Branntweinerhütte gehen, am Mittwoch auf das Großeck aufsteigen. Am Donnerstag führt die beleuchtete Piste die Tourengeher auf das Speiereck. „Aber bitte nur bis 21 Uhr abfahren, danach präparieren die Pistenraupen“, sagt Kerstin Hartsleben von der Ferienregion. Doch auch im Lungau gab es schon Sperren. Vergangenes Jahr hatte die Region den Tourengehern die Strecke Katschberg-Aineck verboten. Die Skifahrer hätten sich beschwert. Hartsleben hofft auch deshalb darauf, dass es bald schneit: „Dann geht niemand freiwillig auf der Piste.“Damit Tourengeher nicht durch das Gelände irren, hat die Ferienregion einen Führer herausgegeben.
Im Tennengau erklären die Skigebiete in einem Folder, wo das Tourengehen wann erlaubt ist. In vielen Gebieten zahlen die Sportler für den Parkplatz. „Die Tourengeher bewegen sich auf der Piste, nutzen die Schneeanlage und den lawinensicheren Aufstieg“, sagt Thomas Lenzhofer vom Skigebiet Gaissau. Es sei fair, dass die Sportler für die Infrastruktur zahlen.