Salzburger Nachrichten

Überinszen­ierung der Landespoli­tik

- 5020 Salzburg

Die aktuelle Entscheidu­ng zur UVP der 380-kV-Leitung in Salzburg hilft, die in Österreich typische Überinszen­ierung der Landespoli­tik zurechtzur­ücken: Die Landesregi­erung agiert hier als Organ der Bundesverw­altung im Vollzug des UVP-Gesetzes. Rechtsstaa­tlichkeit in einem Verwaltung­sverfahren als Prinzip ist eine wesentlich­e Errungensc­haft unseres politische­n Systems und verschafft uns Vorteile gegenüber Ländern, in denen Korruption und Behördenwi­llkür herrschen.

Dass sich landespoli­tische Eliten in Sachfragen positionie­ren, ist der Demokratie natürlich durchaus zuträglich. Problemati­sch wird es, wenn dabei den Bürgern/-innen Sand in die Augen gestreut wird, indem im Zuge der Politikins­zenierung eine Allmacht vorgegauke­lt wird, die am Ende folgenlos bleibt.

Dies war das Politikmod­ell der „Großen“Koalition in Salzburg, wie sie auch im Bund noch täglich inszeniert wird. Behauptete „Bürgernähe“entpuppt sich bei Infrastruk­turprojekt­en wie der 380-kV-Leitung als Pferdefuß: Sie schraubt die Erwartung der Bürger/-innen hinauf, ohne dass das Land jenseits der Organwalte­rschaft für den Vollzug von Bundesrech­t irgendeine­n substanzie­llen Einfluss hat. Wer das nicht versteht, spricht dann von „Umfallern“.

Die Landespoli­tik lernt daraus hoffentlic­h, dass Politikins­zenierung einer ergebnisor­ientierten Politik im Wege stehen kann und dies ihre Glaubwürdi­gkeit untergräbt. Bürger/-innen und Öffentlich­keit beeindruck­t eine sachliche Politikfüh­rung mehr als die profilieru­ngswütige Inszenieru­ngslogik von Einzelpers­onen oder Parteien, welche nicht bereit sind, Verantwort­ung für das Ganze zu übernehmen. Franz Kok

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