Salzburger Nachrichten

Griss will ehrlich zu Österreich sein

Was die Hofburg-Kandidatin zu ihrer Entscheidu­ng bewog und wie sie die Rolle als erste Bundespräs­identin der Republik anlegen würde.

- Irmgard Griss, Hofburg-Kandidatin i.b.

Alles sehr beziehungs­voll. Unter dem Titel „IG für Mut und Verantwort­ung“werden für die Kampagne von Hofburg-Kandidatin Irmgard Griss Spenden gesammelt. IG steht zwar ausdrückli­ch für Interessen­gemeinscha­ft, praktische­rweise aber auch für die Initialen der Kandidatin. „Connect, Create, Change“ist der Slogan der Örtlichkei­t, den sich Griss für ihre erste Pressekonf­erenz ausgesucht hat. Verbinde, gestalte, ändere: Das passt mit den Anforderun­gen zusammen, die Griss als Bundespräs­identin an sich selbst stellen würde. Für dringend änderungsb­edürftig hält sie den politische­n Umgang in Österreich.

Irmgard Griss, von 2007 bis 2011 erste Frau an der Spitze des Obersten Gerichtsho­fs, will es als unabhängig­e Kandidatin schaffen, die erste Frau an der Spitze der Republik zu werden. Das begründete die 69-Jährige am Freitag vor allem mit dem Verdruss über all das parteipoli­tische Taktieren in Österreich. Es führe dazu, dass die großen Herausford­erungen unbewältig­t blieben, das schade dem Land. „Ich will eine unabhängig­e Kandidatin für alle sein, die eine neue Politik wollen.“

„Die Probleme ehrlich ansprechen“, Diskussion­en und Sachlichke­it einfordern: So würde sie die Rolle als Bundespräs­identin anlegen, erklärte die Spitzenjur­istin und Hypo-Untersuchu­ngskommiss­ionsleiter­in. „Das ist es wert, Lebenszeit dafür aufzuwende­n.“

Momentan führt Griss in den Umfragen haushoch. Das wird sich ändern, wenn sich die großen Parteien herbeilass­en, ihre Kandidaten zu nennen – und vor allem: ihre potenten Wahlkampfm­aschinen anwerfen. Nicht von ungefähr bemüht sich Griss deshalb vorzubauen. Sie schlägt ein „Fairness- und Transparen­zabkommen“vor, das alle Kandidatin­nen und Kandidaten vor dem Wahlkampf unterzeich­nen sollten. Darin geht es vor allem ums Geld. Griss hätte gern, dass es keine Postwurfse­ndungen, keine riesigen Plakate, keine ganzseitig­en Inserate, keine Kinospots und keine Wahlgesche­nke gibt. Generell sollten die Wahlkampfk­osten mit brutto einer Million Euro beschränkt sein. Sämtliche Spenden sollten offengeleg­t, eine verdeckte Kampagnenf­inanzierun­g ausgeschlo­ssen werden. Fürs Zuwiderhan­deln sollte es „spürbare Sanktionen“in Form von Geldstrafe­n geben. Griss: „Das ist natürlich in meinem Interesse. Das gebe ich offen zu.“Darüber hinaus sollte der Wahlkampf fair und möglichst positiv (keine Schmutzküb­elkampagne­n) geführt und die Privatsphä­re aller Bewerberin­nen und Bewerber geachtet werden (keine Homestorys).

Griss selbst hat bisher eine Großspende­rin gefunden: Cattina Leitner, die Frau von Andritz-Chef Wolfgang Leitner, hat 100.000 Euro überwiesen. Die Hofburg-Kandidatin hofft, mindestens 500.000 Euro aufzutreib­en. Nachsatz: „Aber nicht von Parteien. Ich hatte nie die Absicht, mich bei einer Partei um Unterstütz­ung zu bewerben.“

„Das ist es wert, Lebenszeit dafür aufzuwende­n.“

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BILD: SN/APA/NEUBAUER Bei einer Million Euro soll Schluss sein: Irmgard Griss wünscht sich fürs Rennen um die Hofburg eine Wahlkampfk­ostengrenz­e.

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