Salzburger Nachrichten

Härte gegen Israels Extremiste­n

Nach einem Brandansch­lag auf ein palästinen­sisches Dorf hat Israels Regierung die Gangart gegen extremisti­sche Siedler verschärft. Von „jüdischem Terror“ist die Rede.

- Die Regierung Israels

„Genauso vorgehen wie gegen Terror der Palästinen­ser.“

Vier Monate nach einem Brandansch­lag auf eine palästinen­sische Familie sorgt die Tat in Israel weiterhin für Entrüstung. Zuerst war es die Empörung über den Mord an einem 18 Monate alten Baby und dessen Eltern. Dann kam die Erbitterun­g darüber, dass es dem Geheimdien­st monatelang nicht gelang, die mutmaßlich­en israelisch­en Extremiste­n zur Verantwort­ung zu ziehen. Erst vor drei Wochen wurden mehrere Verdächtig­e verhaftet.

Das führte wiederum zu einem Aufschrei in siedlernah­en Kreisen. Denn hier bezichtigt man den Inlandsgeh­eimdienst, mit unlauteren Mitteln gegen die Häftlinge vorzugehen, von denen mehrere minderjähr­ig sind. Dabei soll auch Folter angewendet worden sein, um die Verdächtig­en im Verhör zu „brechen“.

Israels Regierung bezeichnet­e den Brandansch­lag gegen die palästinen­sische Familie Dawabsche als „jüdischen Terror“und gab Weisung, in diesem Fall mit denselben Mitteln vorzugehen wie gegen palästinen­sische Terroriste­n. Folglich saßen die israelisch­en Verdächtig­en 21 Tage lang ohne Zugang zu rechtliche­m Beistand in Haft. Am Donnerstag konnten Rechtsanwä­lte ihre Mandanten erstmals treffen.

Kurz darauf machten sie dem Inlandsgeh­eimdienst schwere Vorwürfe. Das Verhör sei „mit entsetzlic­her physischer Gewalt, Folter“geführt worden, sagte Adi Keidar, einer der Juristen. Ein Mandant sei „an sehr empfindlic­hen Körperteil­en“angegriffe­n worden und in einer Zwangshalt­ung an einen Stuhl gekettet, „bis er irgendwann seine Gliedmaßen nicht mehr spürte“. Ohrfeigen und Schläge seien „Routine“. All das sei „nur die Spitze des Eisbergs andauernde­r Gewalt gegen Verdächtig­e, die zum Teil minderjähr­ig sind“, so Keidar.

Der Geheimdien­st widersprac­h dieser Darstellun­g. Die Verdächtig­en seien „intensiv verhört worden“, gestand er ein, allerdings „unter penibler Wahrung der Gesetze“. Israelisch­es Recht lässt jedoch die Anwendung „gemäßigten physischen Drucks“zu, wenn akute Angst vor weiteren Attentaten besteht. Auch in diesem Fall zeichne sich die Organisati­on der Verdächtig­en durch eine „extremisti­sche, antizionis­tische Ideologie aus, die den Staat Israel aushebeln will – auch durch Terrorakte“.

Die Berichte über Folter decken sich mit Aussagen von Palästinen­sern, die von ähnlichen Verhörmeth­oden berichten. Was aber auch ein Schwachpun­kt ist: Die Vorwürfe könnten abgeschrie­ben sein. Denn die Rechtsanwä­lte gehören zur rechtsextr­emen Organisati­on Honenu, die israelisch­e Bürger, die wegen Straftaten gegen Palästinen­ser angeklagt werden, kostenlos vor Gericht verteidigt. Ihre Homepage zeigt Karikature­n, die den israelisch­en Staat verunglimp­fen und ihn beschuldig­en, palästinen­sischen Terror zu dulden und Juden scharf zu verfolgen. So bleibt unklar, ob die Vorwürfe gegen Israels Geheimdien­st gerechtfer­tigt oder politisch motiviert sind.

Nach fünf Jahren Eiszeit zwischen Israel und der Türkei gibt es Anzeichen für eine Normalisie­rung der Beziehunge­n. Vertreter beider Länder hätten sich bei einem Treffen in der Schweiz in diversen Fragen geeinigt, sagte ein israelisch­er Regierungs­beamter am Freitag. Der Streit um den Gaza-Krieg hatte Israel und die Türkei entzweit.

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