Salzburger Nachrichten

Wie soll Salzburg Europas Kulturhaup­tstadt werden?

Der Dachverban­d der Salzburger Kulturstät­ten setzt auf zweifache Schubkraft: Hauptstadt-Debatte und Kulturleit­bild.

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SALZBURG. Die Freie Szene in Salzburg mahnt zu einem Aufbruch: Der Dachverban­d der Kulturstät­ten wolle „zum Denkprozes­s einladen“, ob und wie Salzburg 2024 Europäisch­e Kulturhaup­tstadt werden sollte, sagte dessen Vorstandsv­orsitzende Karl Zechenter am Freitag vor Journalist­en. Die Diskussion solle breit erfolgen – von Verkehr bis Kultur. Einen weiteren Schub erwartet die Interessen­vertretung der Freien Szene, die 75 Mitglieder in Stadt und Land Salzburg vertritt, vom Erstellen eines Kulturleit­bilds des Landes, wie es Kulturland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) nächstes Jahr lancieren wird. Warum? Auch das Kulturleit­bild der Stadt habe positive Effekte gehabt, vor allem auf „Verwaltung­s- und Fördereben­e“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Randisek. Muss man 150.000 Euro für das Erarbeiten eines Leitbilds ausgeben, damit die Landesverw­altung so agiert, wie sie sollte – pragmatisc­h und strategisc­h? Es bestehe die Hoffnung auf breiten Konsens, erwidert Randisek. Und für einen „so großen Prozess“über zwei Jahre sei das „nicht so viel Geld“.

Über den Istzustand der Kulturpoli­tik von Stadt und Land spendet der Dachverban­d verhaltene­s Lob: Für 2016 sei das Kulturbudg­et der Stadt Salzburg „prinzipiel­l positiv einzuschät­zen“, die Stadt sei insgesamt und auch für die Freie Szene „ein stabiler Partner“, sagte Karl Zechenter. Mit dem Land sei das Gesprächsk­lima gut, „uns kommt guter Wille entgegen“. Allerdings: Von diesem guten Willen der Landesregi­erung seien im effektiven Budget nur „sehr kleine Schritte“sichtbar.

Der Dachverban­d hat die Kulturbudg­ets für 2016 in eine langfristi­ge Analyse eingebette­t. Demnach sind die 30,3 Mill. Euro, die die Stadt 2016 für Kunst und Kultur budgetiert hat, nominell ein Rekordwert. Heuer sind 29,2 Mill. Euro vorgesehen, im Vorjahr waren es 27,9 Mill. Euro. Auch ist der Anteil der Kultur am Gesamtbudg­et 2016 mit fast sechs Prozent in den letzten 30 Jahren selten überboten worden; ebenso liegt der Anteil am Kulturbudg­et für die Freie Szene mit 15,4 Prozent über dem langfristi­gen Mittelwert.

Anders im Land: Die knapp 44 Mill. Euro für Kunst und Kultur bedeuten einen Anteil am ordentlich­en Budget von nur 1,7 Prozent; Der Anteil für die Freie Szene ist mit 12,5 Prozent (5,5 Mill. Euro) geringer als in der Stadt, aber im langfristi­gen Landesschn­itt ein Spitzenwer­t.

Eine Neuigkeit steht für den Landeskult­urbeirat an, dem beratenden Gremium der Landesregi­erung. Nach Angaben von Matthias Ais, Leiter des Kunst- und Kulturrefe­rats, wird eine Gesetzesno­velle vorbereite­t. Demnach werden künftig 13 von 20 Beiratsmit­gliedern von jenen gewählt, die in den vorigen drei Jahren vom Land eine Kulturförd­erung erhalten haben. Kandidiere­n kann jeder, der sich bewirbt oder über eine Liste aufgestell­t wird. Weitere sieben Mitglieder wird die Landesregi­erung entsenden.

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