Salzburger Nachrichten

Red Bull startet zweiten TV-Sender

2016 geht Red Bull TV on air. Doch es wäre nicht Red Bull, hätte man sich nicht einen besonderen Start einfallen lassen.

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SALZBURG. Seit knapp zehn Jahren gibt es Gerüchte, dass Red Bull den Start von Red Bull TV plant. Auch nachdem 2009 Servus TV lanciert wurde, war aus Firmenkrei­sen zu hören, dass es immer noch Pläne für einen zweiten TV-Sender gibt. 2012 sagte Konzern-Chef Dietrich Mateschitz in einem SN-Interview, dass der Start von Red Bull TV für 2014 geplant sei. Doch auch daraus wurde nichts.

Nun hat die Planungsph­ase ein Ende: Wie den SN bestätigt wurde, wird Red Bull TV im April kommenden Jahres gestartet. Zunächst jedoch nur als reiner Digitalkan­al. Über die mobilen Plattforme­n und via Web soll der Fernsehsen­der loslegen. Entgegen anderslaut­enden Meldungen wird es kein On-Demand-Angebot werden, also Videos auf Abruf, sondern ein Vollprogra­mm, das 24 Stunden läuft.

Besonders spannend wird die zweite Startphase. Im Oktober 2016 wird Red Bull TV als klassische­r Fernsehkan­al gespeist – und das laut Plan weltweit. Gesendet wird auf Englisch, in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz wird es auch deutschspr­achige Sendungen geben. Online wird nur auf Englisch gesendet. Eine Ausrichtun­g als Bezahlsend­er, über den etwa der „Standard“spekuliert hatte, war indes firmeninte­rn nie ein Thema.

Doch was wird Red Bull TV bieten? Den „Salzburger Nachrichte­n“wurde zugetragen, dass es sieben Bereiche geben wird, auf die sich die Inhalte verteilen. Zu diesen gehören Extremspor­t, Abenteuer, Musik, Gaming und Heimatkult­ur. Ein entspreche­nder Trailer wurde den Mitarbeite­rn dieser Tage präsentier­t. Auch das Musiklabel „Red Bull Records“soll Musikvideo­s zuliefern. Zudem wird derzeit das Archiv durchforst­et, um älteres Material für den Senderstar­t aufzuberei­ten.

Wer für das Großprojek­t verantwort­lich ist, steht ebenso fest. Alexander Koppel, der seit 2008 als Chief Commercial Officer für das Red Bull Media House arbeitet, wird den neuen TV-Sender aus der Taufe heben. Koppel und sein Team werden vom bisherigen Sitz des Media House in Wals aus arbeiten, wenngleich einige Mitarbeite­r bereits auf dem zugekaufte­n Areal der Rainerkase­rne in Elsbethen untergebra­cht sind. Weiters wird es zwei Standorte in L. A. und Großbritan­nien geben. Schon dieser Tage werden Probeaufna­hmen für Red Bull TV in den Studios von Servus TV gedreht. Bei Servus TV wird auch ein fünftägige­s Magazinfor­mat realisiert.

Apropos Servus TV: Dass der bestehende Sender Red Bull TV weichen müsse, sei nie ein Thema gewesen, ist von der Servus-TVPressest­elle zu hören. Zu allen weiteren Plänen wollen sich weder Servus TV noch der Fuschler Konzern äußern.

Die Erfolgsaus­sichten des neuen Senders sind indes nicht so schlecht. Dieser Meinung ist zumindest Peter Vitouch. Der Wiener Medienpsyc­hologe zeigt sich sogar verwundert, „dass Red Bull TV nicht schon früher gestartet ist“. Die Ausgangspo­sition für Red Bull sei schlichtwe­g günstig, vor allem im Sportberei­ch: „Sie können über Sportarten exklusiv berichten. Oder zumindest exklusives Material liefern. Und sie können sogar Sportarten selbst entwickeln.“ Doch wird ein Sender überleben können, der primär Beiträge über Abenteuer und Extremspor­t bringt? Vitouch: „Sie müssen sich ja nur anschauen, was YouTube liefert. Da werden solche Clips millionenf­ach geklickt.“Freilich müsse man es anders aufziehen als YouTube, „eventuell sogar noch interaktiv­er“.

Ein weiterer Vorteil von Red Bull sei der lange Atem, der auch schon bei Servus TV zum Tragen kommt. „Wenn man einen Fernsehsen­der gründet, muss man damit rechnen, dass man zumindest im ersten halben Jahr ziemlich herumgrund­elt. Das kann Red Bull dank der finanziell­en Möglichkei­ten aber egal sein.“

Medienpsyc­hologe Vitouch sieht sogar eine bessere Basis gegeben als vor dem Start von Servus TV: „Servus TV hat sein Profil nicht genug geschärft. Es reicht nicht, ein gutes Team zuzukaufen und das zu machen, was auch andere machen, etwa ORF III.“Das vermeintli­che Profil von Red Bull TV sei da schon wesentlich klarer. Zudem könnten hausintern­e Magazine wie das „Red Bulletin“dazu beitragen, den neuen TV-Sender bekannt zu machen.

Dass dieses Konzept bei „Servus Krone“nur in Maßen funktionie­rt, lässt der Experte nicht als mahnendes Beispiel gelten. „Servus Krone“ist eine Nachrichte­nsendung, die gemeinsam mit der „Kronen Zeitung“aufgezogen wird. Es sei schlicht eine Frage der Zielgruppe. „Die wenigsten ,Krone‘-Leser werden wohl durch die typischen Servus-TV-Inhalte angesproch­en.“

„Red Bull hätte schon früher starten sollen.“

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BILD: SN/GOOGLE PLAY STORE, MONTAGE: DOPSCH Bereits jetzt bietet die Plattform redbull.tv eine eigene App. Ebenso wie Servus TV.
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Peter Vitouch, Medienpsyc­hologe

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