Mutter Teresa wird Heilige
Ihre Hilfe für die Ärmsten in der indischen Stadt Kalkutta machte sie weltberühmt. Papst Franziskus gilt als großer Fan der 1997 verstorbenen Ordensgründerin.
Knapp 20 Jahre nach ihrem Tod will Papst Franziskus die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa heiligsprechen. Der Pontifex billigte nach Vatikan-Angaben vom Freitag ein Dokument, in dem der indischen Nonne albanischer Herkunft das dafür notwendige zweite Wunder zugesprochen wird. Dabei soll es sich um die unerklärliche Heilung eines damals 35-jährigen Mannes 2008 in Brasilien handeln, der unter einem bösartigen Gehirntumor litt und im Sterben lag.
Mutter Teresa, die von vielen schon zu Lebzeiten als Heilige verehrt wurde, war bereits 2003 vor 300.000 Gläubigen in Rom in einem der kürzesten Verfahren der Geschichte von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Nur zwölf Jahre später ist nach der Entscheidung des Papstes der Weg für ihre Heiligsprechung frei.
Die Zeremonie wird wahrscheinlich im kommenden Jahr stattfinden, das Datum muss noch bei einem Treffen des Papstes mit den Kardinälen (Konsistorium) festgelegt werden. Die katholische Zeitung „Avvenire“berichtete, sie solle am 4. September als ein Höhepunkt des derzeit laufenden außerordentlichen Heiligen Jahres in Rom erfolgen.
Ihr Einsatz für die Armen machte die 1910 als Tochter albanischer Katholiken geborene Mutter Teresa weltbekannt. 1979 erhielt sie für ihr Engagement den Friedensnobelpreis. Die Ordensfrau hatte 1950 im indischen Kalkutta ihren Orden Missionarinnen der Nächstenliebe gegründet, weil die Armut sie dort erschüttert hatte.
Papst Franziskus, der den Einsatz für die Armen zu einer Priorität seines Pontifikats gemacht hat, gilt als großer Fan von Mutter Teresa. Die beiden hatten sich 1994 im Vatikan kennengelernt. Er habe ihre Kraft und die Entschiedenheit ihrer Wortmeldungen bewundert, sagte Franziskus später. „Sie sagte immer das, was sie sagen wollte.“
In Indien löste die Entscheidung des Papstes große Freude aus. „Die Ankündigung wurde mit großer Freude und Dankbarkeit entgegengenommen“, sagte die Sprecherin des Ordens von Mutter Teresa, Schwester Christie, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind sehr aufgeregt und glücklich.“Zur geplanten Heiligsprechung im kommenden Jahr werden Hunderttausende Pilger in Rom erwartet.
Die charismatische Katholikin musste sich zu Lebzeiten aber auch scharfe Kritik anhören. Ihr Hauptziel sei es, die Armen zum Christentum zu bekehren, lautete einer der Hauptvorwürfe. Die Menschen in ihren Sterbehäusern bestätigten das aber nicht. Zudem werden Kinder in den Waisenhäusern des Ordens nicht getauft. So haben Adoptiveltern die Möglichkeit, sie in ihrem jeweiligen Glauben zu erziehen. Zahlreiche Beobachter bemängelten, der Orden helfe nicht dabei, die Ursachen der Armut zu beseitigen. Dies kehrte Mutter Teresa in die Aufforderung um, ihre Kritiker sollten Entwicklungsprojekte starten. „Ich leiste meinen kleinen Beitrag. Jeder soll das tun, was in seinen Kräften steht“, sagte sie.
Papst Johannes Paul II. sagte, Mutter Teresa habe die Geschichte des 20. Jahrhunderts geprägt. „Mutig hat sie das Leben verteidigt, hat allen menschlichen Wesen gedient, indem sie ihnen Würde und Respekt entgegenbrachte, und hat denjenigen, die vom Leben besiegt worden waren, die Zärtlichkeit Gottes spüren lassen.“Am 5. September 1997 starb sie im Alter von 87 Jahren.
Damit jemand heiliggesprochen werden kann, muss die Seligsprechung vorausgehen. Die Zahl der Heiligsprechungen hat sich deutlich erhöht: Johannes Paul II. sprach in seinem mehr als 25 Jahre langen Pontifikat 482 Selige heilig. Franziskus kommt seit seiner Wahl im März 2013 auf insgesamt 838 neue Heilige, darunter auch Papst Johannes Paul II.