Zukunfts(vor)sorgen
ICHhabe keine Zukunft mehr. Zumindest habe ich keine Zukunftsvorsorge mehr. Zehn Jahre habe ich in die 3. Säule eingezahlt, dabei ist die 2008 umgefallen. Die Zukunftsvorsorge hat Grasser in bewusstem und gewollten Zusammenwirken mit Schüssel erfunden. Ich hätte meine Erspartes auch in jede andere Schüssel leeren können – mein Fond ist tiefrot und de facto „ausgestoppt“.
Aber es gibt einen Garantiestichtag. Neulich stapfte ich, um zu fragen, wie ich da wieder rauskomme, in den Versicherungswolkenkratzer. Da geht es zu wie im Bienenstock in „Bee Movie“, nur dass lauter propere Schlipsträger durch die Gänge wuseln, die aussehen wie der Typ, der mir das Auto mit den geschwindelten Abgaswerten andrehte.
Ich hatte seinerzeit ja eine tolle „Direktionspolizze“abgeschlossen. Aber da „ist gar kein Unterschied“, lacht mich ein Berater an (oder aus?), um mir gleich einen völlig falschen Rückkaufswert zu nennen. Dank Garantiestichtag kriegte ich nach zehn Jahren raus, was ich einbezahlt habe und die Hälfte der halbierten staatlichen Miniprämie, erkläre ich ihm. Die Inflation hat eh haushoch gewonnen. Der Berater ruft einen Oberberater an. Der will mir neue Produkte einreden. Dann kriege ich die Telefonnummer eines Zukunftsvorsorgeberaters. Der sagt, ich hätte den Rückkaufstermin verpasst und verbindet mich auf mein Drängen dann doch zur Rückkaufabteilung. Die sagen, sie mailen mir den Rückkaufsantrag. Da es der letzte Tag der Rückkaufsfrist ist, sage ich: „Bin im Haus, ich komm rauf oder Sie schicken mir den Antrag runter.“Geht nicht, heißt es – nur per E-Mail.
Ein anderer Berater erklärt mir, dass Grassers Zukunftsvorsorge eine Fehlkonstruktion war und die Rückkaufsabteilung zwar per Adresse im Haus, eigentlich aber ein Callcenter in der Slowakei sei. Auch er will mir ein Nachfolgeprodukt zeigen: Experten im Haus hätten zwei Fonds zweier Fondsanbieter ausgewählt. Ich bluffe: „So blöd werde ich sein, die Fonds über die Versicherung kaufen und dreifache Spesen zahlen.“Er räumt ein, es wäre mehr ein Produkt für Leute, die sich nicht auskennen. Aber bei grottenschlechter Performance und hohen Spesen kenne ich mich dank meiner Grasser-Pension nun aus. Und meine Zukunft(svorsorge) steckt jetzt im Kopfpolster.