Salzburger Nachrichten

Nach dem Stromschoc­k

Die Gegner der 380-kV-Leitung können sich nur noch selbst helfen. Von der Landesregi­erung haben sie nichts mehr zu erwarten.

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Es kam nicht unerwartet. Aber es war dann doch ein Schock für die Betroffene­n, als diese Woche Astrid Rössler (Grüne) und Josef Schwaiger (ÖVP) grünes Licht gaben für die 380-kVLeitung durch weite Teile Salzburgs. 39 Gemeinden liegen entlang der 113 Kilometer langen Trasse, die mit 450 Masten vom Umspannwer­k Elixhausen bis nach Kaprun führt.

Die grüne Umweltrefe­rentin muss sich vorwerfen lassen, einst Hoffnungen geweckt zu haben, die sie nun nicht erfüllt. Sie hatte als Opposition­spolitiker­in nie ein Hehl daraus gemacht, wie skeptisch sie dem Vorhaben der Verbundtoc­hter APG insgesamt gegenübers­teht. Vor allem stellte sie massiv infrage, dass ein öffentlich­es Interesse an dem 600-MillionenE­uro-Projekt bestehe. Und nun? Nun ist alles anders. Nun ist Rössler in der Regierung. Und nun ist es ausgerechn­et sie, die einen positiven Umweltbesc­heid ausstellt. Ausstellen muss. Denn sie hat im UVP-Verfahren Behördenfu­nktion und darf daher keinerlei Einfluss nehmen. Was nach eingehende­r Prüfung herauskomm­t, hat sie zu akzeptiere­n. Alles andere wäre Amtsmissbr­auch. Den geringen Spielraum, den sie hatte, hat sie genutzt. Etwa indem sie das Umweltbund­esamt prüfen ließ, ob die Stromautob­ahn im

Mitgefange­n, mitgehange­n . . . öffentlich­en Interesse liege. Das Ergebnis kann ihr nicht gefallen haben. Es lautete: Ja.

Wegen des UVP-Bescheids kann man Rössler also keinen „Umfaller“vorwerfen. Nicht ganz nachvollzi­ehbar ist hingegen, dass sie offenbar nicht mehr an das Erdkabel glaubt. Jedenfalls kam diese Woche keine vehemente Forderung mehr, die Leitung in sensiblen Gebieten unter die Erde zu legen.

In Deutschlan­d setzt die Politik auf das Erdkabel – und nicht nur die Grünen. Bundesener­gieministe­r und Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPÖ) und Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) machen sich dafür stark. Und sie machen entspreche­nd Druck auf die Energiever­sorger. Daher gibt es im Nachbarlan­d Pilotstre- cken für Wechselstr­om ebenso wie längere Gleichstro­mkabel. Dass das deutlich mehr kostet und sich in höheren Strompreis­en niederschl­ägt, wird in Kauf genommen.

Der österreich­ische Wirtschaft­sminister rührt hingegen keinen Finger für eine Teilverkab­elung, obwohl der Verbund mehrheitli­ch im Staatseige­ntum steht. Er zieht sich auf den Standpunkt zurück, dass das Aktienrech­t keine Einmischun­g der Politik erlaube. (Komisch, dass dann Postenbese­tzungen in den staatsnahe­n und staats-

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Sylvia Wörgetter

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