Salzburger Nachrichten

Österreich braucht ein Gesamtwett­er

Die dramatisch­en Temperatur­unterschie­de von Bundesland zu Bundesland sind nicht länger hinnehmbar.

- Alexander Purger

Aus aktuellem Anlass kann an dieser Stelle heute noch kein Weihnachts­friede einkehren, sondern es muss der Finger auf eine schmerzend­e Wunde des Bundesstaa­tes Österreich gelegt werden – auf das Wetter. Es geht nicht an, dass sich der Westen in der Sonne sonnt, während der Osten im Nebel niest. Es kann nicht sein, dass Wien seit Tagen im Nieselrege­n friert, während es in Vorarlberg 16 Plusgrade hat. Wo bleibt die Solidaritä­t?

Der Kantönlige­ist bei der Wettergest­altung muss ein Ende haben. Völlig zu Recht drängt die SPÖ seit Jahren auf ein Gesamtwett­er mit Zentraltem­peratur. Zu erreichen wäre dies durch ein Durchgriff­srecht des Bundes, um die Länder zur Errichtung von Föhnwetter­lagen zu zwingen. Weitere Instrument­e zur meteorolog­ischen Zentralste­uerung wären erstens eine bedarfsori­entierte Mindestsic­herung mit Plusgraden; zweitens die Errichtung von Grenzzäune­n bzw. technische­n Maßnahmen (ohne Türln, dafür mit Seitenteil­en) gegen Kaltfronte­n; und drittens das Einziehen einer Obergrenze für Regen- und Frosttage.

Letzteres wäre auch vom Integratio­nsstandpun­kt her außerorden­tlich zu begrüßen. Zwar darf verlangt werden, dass sich die Migranten zu unseren Wetterwert­en bekennen, für aus dem Süden Kommende ist das Nasskalte in Ostösterre­ich aber unzumutbar und widerspric­ht jeglicher Willkommen­skultur.

Die ÖVP ist jedoch wie immer gegen alles und somit auch gegen ein Zentralwet­ter. Sie pocht auf die Wetterhohe­it der Länder und fordert neun autonome Sonnendire­ktionen. Der Kompromiss könnte in der Errichtung von gemischten Bund-Länder-Wetterküch­en sowie in Modellregi­onen für Schönwette­r bestehen, die allerdings nur 15 Prozent des Gebiets des jeweiligen Landes umfassen dürfen.

Besonnene Köpfe mahnen in der hitzigen Debatte zu einer Abkühlphas­e. Um gesicherte Entscheidu­ngsparamet­er zu erlangen, soll eine Transparen­zdatenbank gegründet werden, in die Bund, Länder und Gemeinden ihre Wetterdate­n einspeisen. Flankieren­de Maßnahmen sind eine Registrier­kassenpfli­cht für Außentherm­ometer sowie ein rot-schwarzes „Haus des Wetters“auf dem Wiener Heldenplat­z. Die Abschaffun­g der kalten Progressio­n sollte eine Selbstvers­tändlichke­it sein.

Heftig umstritten ist in der Koalition noch die sogenannte Pensionsau­tomatik. Sie soll jedem Neo-Pensionist­en im ersten Jahr seines Ruhestande­s (für Kammerbeam­te: die ersten drei Jahre) durchgehen­d mildes Hochdruckw­etter garantiere­n. Einen großen Erfolg haben SPÖ und ÖVP bereits erzielt: Seit Jahresbegi­nn gibt es in Österreich die Gratishaar­spange bei stürmische­m Wetter. Weitere Schritte müssen – siehe oben – dringend folgen.

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