Salzburger Nachrichten

Absage an den Sparkurs

- AUSSEN@SALZBURG.COM

Nach dem Absturz von Spaniens Premier Mariano Rajoy könnte es gut sein, dass der EUKommissi­on nach Griechenla­nd und Portugal ein weiterer treuer Verbündete­r verloren geht. Die Austerität­spolitik, mit der auch das Eurokrisen­land Spanien geheilt werden soll, könnte einen neuen Rückschlag erleben.

Obwohl Rajoy verkündete, eine Regierungs­mehrheit suchen zu wollen, wird er einen Machtwechs­el mit Linksruck kaum aufhalten können. Sollte das Kunststück gelingen, aus Spaniens zersplitte­rter Mitte-linksLands­chaft eine stabile Koalition zu formen, liefe das auf einen von den Sozialiste­n angeführte­n Pakt des Wechsels hinaus, in dem die steil aufsteigen­de Linksparte­i Podemos eine Schlüsselr­olle spielen dürfte. Denn die aus den Straßenpro­testen entstanden­e Partei ist der heimliche Sieger der Wahl.

Podemos gilt als die spanische Schwesterp­artei der griechisch­en Syriza. Der Einzug griechisch­er Verhältnis­se in Spanien ist freilich das Letzte, was sich EU-Kommission, Gläubigers­taaten und Finanzmärk­te wünschen. Zumal das Programm von Podemos eine klare Sprache spricht: Aufgabe der bisherigen Sparpoliti­k, Lockerung der vereinbart­en Defizitzie­le und Neuverhand­lung der drückenden Staatsschu­lden.

Gerechterw­eise muss man sagen, dass Podemos in Spanien nicht allein mit der Forderung ist, die Sparpoliti­k abzuschwäc­hen. Sozialiste­nchef Pedro Sánchez wünscht ebenfalls ein Ende des von Brüssel dirigierte­n Streichkon­zerts. Sogar Spaniens neue bürgerlich­e Partei Ciudadanos findet, dass der bisherige Sparzwang zu weit gegangen ist. Bei so viel Gegenwind sollten Brüssel und Berlin darüber nachdenken, ob etwas weniger Spardruck nicht mehr bringt. Innerhalb eines Jahres sind ja in Griechenla­nd, Portugal und Spanien gleich drei Sparregier­ungen in die Wüste geschickt worden.

 ??  ?? Ralph Schulze
Ralph Schulze

Newspapers in German

Newspapers from Austria