Gebt den Kindern ihre Träume zurück – und Musik
Komponistin im Aufwind: Johanna Doderer schrieb für die Wiener Staatsoper eine Kinderoper, am Mittwoch ist Premiere.
Weil sie immer danach gefragt wird: Ja, sie ist die Großnichte des Schriftstellers Heimito von Doderer („Strudlhofstiege“), allerdings aus dem Vorarlberger Zweig der Familie. In eine Lehrerfamilie geboren, fand Johanna Doderer nach einigen Versuchen ihren Weg. Die Musik, genauer: die Komposition. Ausgebildet bei Beat Furrer in Graz und Erich Urbanner in Wien, ist das schöpferische Werk auf eine enorme Größe angewachsen, in allen Genres von Orchesterwerken bis Kammermusik. Sechs Opern schrieb Johanna Doderer bisher, drei abendfüllende und zwei kurze Opern – und nun eine Oper für Kinder. Sie kenne Dominique Meyer schon seit seiner Pariser Zeit, erzählt Doderer, er zeigte sich sehr interessiert an ihrem Werk und kam letztendlich mit dem Auftrag, für die Staatsoper eine gut einstündige Kinderoper zu komponieren.
„Fatima, oder von den mutigen Kindern“hat am Mittwoch Uraufführung, Regie führt der Jugendtheaterexperte Henry Mason, der es auch schon zu den Salzburger Festspielen geschafft hat („Sommernachtstraum“, „Komödie der Irrungen“). Die Arbeit mit dem Team – und mit den Kindern – sei beglückend, schildert Johanna Doderer die Eindrücke bei den Proben.
Das Libretto ist nach einer Geschichte des syrisch-deutschen Autors Rafik Schami von René Zisterer eingerichtet worden, Schami sei schon lange ihr Lieblingsautor – und der ihres Sohnes – gewesen. Der Sohn ist allerdings mit 20 Jahren dem Kindesalter entwachsen, doch pflegt die Komponistin beste Beziehungen zu den weit Jüngeren wie ihrer Nichte. Die Welt der Kinder ist ihr nicht fremd, und sie traut ihnen etwas zu: „Kinder wollen sich nicht mit Dummheiten abspeisen lassen.“Man müsse allerdings darauf Rücksicht nehmen, dass sie nicht „erschreckt“würden, und andererseits bedarf es einer gewissen Kurzweiligkeit. Die „orientalische“Geschichte passe gut zur Zeit, ohne dass dies beabsichtigt war. Es geht um das in armen Verhältnissen aufwachsende Mädchen Fatima, das ihren an der Hartherzigkeit und Hinterlist eines Schlossherrn gescheiterten Bruder rächt und nicht nur die „gefressenen“Träume befreit, sondern mit goldenem Sternenstaub zurückkehrt. Der Clou: Johanna Doderer hat drei Lieder komponiert, die die Kinder im Publikum mitsingen können, vorausgesetzt, sie haben die Noten im Internet heruntergeladen. Könnte lustig werden. Jedenfalls sollen die Kinder optimistisch gestimmt aus der Oper kommen: mehr Mut zum Mut!
Dass Johanna Doderer gemäßigt modern schreibt, zeigt ihre letzte CD beeindruckend, die Aufnahme ist zum Teil inspiriert von einem Soldatenfriedhof in Slowenien. Viel Natur ist da eingeflossen und elegische Schönheit. Sehr virtuos.
Oper:
CD: