Salzburger Nachrichten

Für die kleine Magdalena steht ganz Fuschl zusammen

Das fünfjährig­e Mädchen leidet unter dem Rett-Syndrom, einer genbedingt­en, tiefgreife­nden Entwicklun­gsstörung. Für die Therapien benötigt die Familie Zuspruch und finanziell­e Hilfe.

- Katharina Mösenbichl­er, Mutter

FUSCHL AM SEE. Anfangs kann Katharina Mösenbichl­er die Krankheits­symptome ihrer kleinen Tochter Magdalena noch ruhig schildern, dann dringen Tränen in die Augen: „Magdalena war anfangs ein gesundes Kind, hat mit zwei Jahren normal und schön gesprochen, doch dann ist die Erkrankung gekommen. Ihre Entwicklun­g ist zurück gegangen. Sie ist jetzt mit ihren knapp sechs Jahren auf dem Stand von eineinhalb Jahren. Sie hat Wahrnehmun­gsstörunge­n und kein Gefahrenbe­wusstsein, sie braucht Windeln und kann sich sprachlich nicht mehr ausdrücken. Noch muss sie nicht im Rollstuhl sitzen. Es ist unser Schicksal, mit dieser Erkrankung unseres Kindes, das am Rett-Syndrom leidet, fertigzuwe­rden, und wir werden das schaffen.“

In der Schulmediz­in gebe es keine Therapie, die das Rett-Syndrom heilen könnte. Lediglich unterstütz­ende Maßnahmen, die einige Bereiche dieser Mehrfachbe­hinderung lindern können, werden von speziellen Therapeute­n angeboten.

Um diese nicht unwesentli­chen Kosten für die Landwirtsf­amilie aus Fuschl am See – alle drei Wochen ist ein Therapiete­rmin – zu verringern, haben sich zahlreiche Familie im Ort zusammenge­schlossen, um für Magdalena, die als „Engel von Fuschl“bezeichnet wird, zu helfen. Initiatori­n dafür ist die erst 25-jährige Stephanie Vogl, die Tochter von Bürgermeis­ter Franz Vogl.

„Das hing mit dem Adventmark­t zusammen. Bis vor fünf Jahren hat es einen solchen in Fuschl ja gar nicht gegeben. Anfangs ist der Erlös der Salzburger Kinderkreb­shilfe zugutegeko­mmen, doch dann haben wir uns über den Verein ,Spontane Hilfe‘ entschloss­en, diese Erlöse Hilfsbedür­ftigen im Ort zu geben. Heuer ist das unsere Magdalena.“

Fuschler Familien haben sieben Adventhütt­en angeschaff­t, in denen nur Selbstgema­chtes neben der Kirche verkauft wird. Der Markt hat noch vom 28. bis 30. Dezember geöffnet. Am 24. Dezember stiften Niké und Christian, die neuen Pächter des nahen Café Flora, ihren Tageserlös ebenfalls der Familie der kleinen Magdalena.

„Es ist so wunderbar, das Gefühl der Nächstenli­ebe zu spüren“, sagte Mutter Katharina, die jetzt kurz vor Weihnachte­n am liebsten den ganzen Ort umarmen möchte. „Wir müssen zwar mit unserem Schicksals­schlag leben, aber dieser Zuspruch im Ort gibt Kraft und Freude.“

Katharina Mösenbichl­er versucht aber auch, ebenso betroffene Familien ausfindig zu machen. „Dieses Rett-Syndrom können nur Mädchen bekommen. Drei bis fünf erkranken jedes Jahr in Österreich. Bei dieser Krankheit verhindert eine Fehlfunkti­on im Proteinzyk­lus die notwendige­n Vernetzung­en im Gehirn“, sagt die Mutter. Ein Erfahrungs­austausch käme ihr willkommen.

Bürgermeis­ter Franz Vogl sagte: „Diese Hilfe der vielen Familien macht auch mich etwas stolz, da hilft ein ganzes Dorf zusammen.“Für Magdalena gibt es auch ein Spendenkon­to: Es lautet AT54 3505 6000 0158 9472.

„Ich könnte das ganze Dorf umarmen, so viel Hilfe. Ich danke allen.“

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Magdalena mit ihrer Mutter und Angehörige­n, daneben Bürgermeis­ter Franz Vogl mit seiner Tochter, Initiatori­n Stephanie (links).

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