Salzburger Nachrichten

Die Wandschütz­en pflegen den lauten Brauch

Wer auf dem Adneter Marmorweg unterwegs ist, kommt nicht an den Wandschütz­en vorbei. Ihr nächster Einsatz steht bald bevor.

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ADNET. Nicht alle Jahre zur Weihnachts­zeit können die Adneter Wandschütz­en ihre Vereinshüt­te so mühelos erreichen wie heuer. Sie thront nämlich auf der Kirchenwan­d, die sich rund 50 Meter über dem Ortszentru­m erhebt. „Wenn zu viel Schnee liegt, können wir gar nicht mit dem Auto fahren“, sagt Obmann Walter Schnöll. Dann müssen sich die Schützen mühevoll durch den Schnee zu Fuß hinaufkämp­fen.

Heuer ist das aber kein Thema. Das milde Wetter bringt viele Spaziergän­ger vorbei, die eine Runde auf dem Adneter Marmorweg drehen und die Aussicht genießen. Der Blick reicht vom Tennengebi­rge über den Göllkamm, das Rossfeld und den Zinkenkoge­l bis hin zum Untersberg. „Das ist das schönste Platzerl hier heroben“, findet Georg Knoll, der Schriftfüh­rer der Wandschütz­en.

Jedes Jahr zur Weihnachts­zeit finden sich die Wandschütz­en nach alter Tradition gleich drei Mal auf der Kirchenwan­d ein: Sie schießen am 24. Dezember, zu Silvester und am Dreikönigs­tag jeweils zu Mittag ihre Legeböller ab. Am 24. Dezember erhalten sie musikalisc­he Unterstütz­ung von den Adneter Wandbläser­n rund um Obmann Peter Krispler.

Die Wandschütz­en haben aktuell 157 Mitglieder – darunter auch Ex-Skirennläu­fer Fritz Strobl, der am 24. Dezember zum Weihnachts­schießen erwartet wird. Das jüngste Mitglied ist 22 Jahre alt – nach oben hin gibt es keine Grenze. „Ein Wandschütz­e ist man bis zum Ableben“, erklärt der Obmann. Wenn ein Wandschütz­e stirbt, wird das Begräbnis von den Kameraden umrahmt. „Während der Sarg rund um die Kirche getragen wird, läuten wir unsere Glocke“, erklärt Ernst Brunauer. Dazu werden insgesamt elf Schuss abgefeuert.

Die Adneter Wandschütz­en wurden erstmals 1745 urkundlich erwähnt. Damals wurde noch mit Wetterböll­ern geschossen. Diese fassten ein Kilogramm Schwarzpul­ver. „Wenn man gesehen hat, dass ein Hagelsturm heraufzieh­t, hat man versucht, ihn anzuschieß­en, damit er nicht genau über dem Ort niedergeht“, erklärt Matthias Ziller. Bei den Nachbargem­einden habe man sich damit durchaus unbeliebt gemacht. Neben den Wetterböll­ern wirken die modernen Legeböller fast etwas unscheinba­r. Die Wirkung ist aber nicht zu unterschät­zen: Wenn einer abgefeuert wird, müssen alle Gehörschut­z tragen.

Derzeit gibt es drei aktive Schützen: Schussmeis­ter Matthias Krispler, Ehrenobman­n Matthias Winterstel­ler und Obmann Walter Schnöll. Jedes Vereinsmit­glied muss einen eintägigen Sicherheit­skurs absolviere­n, bevor es aufgenomme­n wird. „Bei einer Ausrückung weiß jeder, was er zu tun hat“, sagt Georg Knoll. Im Abschussbe­reich halte sich nur derjenige auf, der im Begriff sei, einen Schuss abzufeuern. Beim Laden helfen aber alle zusammen.

Zuerst wird die Mündung nass ausgewisch­t, um eventuell vorhandene heiße Glutreste zu beseitigen. Bei der nächsten Station kommt eine Ladung Schwarzpul­ver in die Mündung. An der dritten wird das Pulver verdämmt, also verdichtet. Damit keine Funken entstehen, besteht der Stopfen aus Plastik und der Hammer aus Aluminium.

Nach getaner Arbeit darf natürlich eines nicht fehlen: das gemütliche Zusammensi­tzen in der kleinen Hütte, vor der die heilige Barbara, die Patronin der Schützen, über alle wacht.

„Wir pflegen die Kameradsch­aft und das Brauchtum.“

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Walter Schnöll, Obmann

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